checkAd

    Cloud Computing  2606  0 Kommentare Datagroup: "Der NSA-Skandal ist ein Wettbewerbsvorteil"

    Es gibt auch Gewinner der NSA-Affäre: zum Beispiel deutsche IT-Cloudanbieter wie die Datagroup AG. Im Interview mit wallstreet:online spricht Datagroup-CEO Max Schaber über die Ziele des IT-Unternehmens. Die Cloud-Sparte werde ein entscheidendes Kriterium bei weiteren Übernahmen und ein Wachstumsfaktor für die Datagroup AG bleiben, so der Manager. Bei Zukäufen werde das Renditeziel von 10 Prozent beim EBITDA nicht aus den Augen verloren. Zudem verrät Schaber, wo die weitere Prioritäten in den kommenden Jahren gesetzt werden.

     

    Der Hauptfokus Ihres Geschäfts liegt auf dem Mittelstand. Wie ist dort derzeit die Stimmung?

    Max Schaber: Wir registrieren im Mittelstand aktuell überwiegend eine positive Stimmung, die partiell in einzelnen schwächelnden Bereichen eingetrübt sein mag. Aber da wir keinen Branchenfokus haben, sondern sehr breit aufgestellt sind, fällt das für uns momentan nicht ins Gewicht. Im Gegenteil verspüren wir im Mittelstand auf breiter Front einen Trend zum Cloud Computing und Outsourcing von IT-Dienstleistungen. Und die NSA-Affäre bedeutet für uns als rein deutscher Cloud-Anbieter einen echten Wettbewerbsvorteil, weil wir die Sorgen des Mittelstandes zum Thema Datenschutz verstehen und ernst nehmen.

     

    In den vergangenen acht Jahren haben Sie mehr als ein Dutzend Unternehmen oder Teile davon erworben. Worauf legen Sie bei kommenden Akquisitionen besonderen Wert?

    Schaber: Da kann ich gleich an die vorige Antwort anknüpfen: Kompetenz im Cloud Computing und im Betrieb von IT-Infrastrukturen ist für uns bei kommenden Übernahmen ein entscheidendes Kriterium. Das sind unsere Kerndienstleistungen, die von der standardisierten Betreuung einzelner PC-Arbeitsplätze bis hin zum Management komplexer SAP-Landschaften reichen.

     

    Welche Geldmittel stehen 2014 für Zukäufe und für Investitionen zur Verfügung?

    Schaber: Unsere Kriegskasse ist durch die Begebung eines Schuldscheindarlehens im letzten Jahr und die außerordentlichen Cashflows gut gefüllt. Wir sind immer interessiert an attraktiven Kaufgelegenheiten. Ob und wie viel Geld wir ausgeben, hängt letztlich davon ab, dass eine Akquisition zu uns passt. Sie muss unser Portfolio als IT Serviceprovider stärken und unseren Unternehmenswert nachhaltig steigern können.

     

    Der Dienstleistungsanteil wächst seit Jahren kontinuierlich, dort erzielen Sie auch die besseren Margen. Wird eine weitere Steigerung dieses Anteils ein Ziel für 2014 sein? Wie hoch soll der Umsatzanteil in diesem Bereich sein?

    Schaber: Wir wollen hier sehr bald die 80 Prozent-Marke erreichen. Damit einher geht eine qualitative Verbesserung unserer Dienstleistungsumsätze weg vom Time-and-Material-Geschäft hin zu standardisierten Dienstleistungsprodukten, die wir mit Pauschalpreisen anbieten werden. Dass wir mittelfristig ganz ohne Hardware-Umsätze auskommen, kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Für manche Kunden ist es einfach ein Teil des Service, dass sie von uns auch Rechner geliefert bekommen.

     

    Sie wollen eine EBITDA-Marge von 10 Prozent erreichen. Wann ist das realisierbar?

    Schaber: Mit den 8 Prozent EBITDA vor außerordentlichen Aufwendungen, die wir im vergangenen Geschäftsjahr erstmals erreicht haben, sind wir bereits auf einem sehr guten Weg zu diesem ambitionierten Ziel. Die restlichen 2 Prozent wollen wir einerseits durch organisches Wachstum mit unserer IT-Service-Fabrik und andererseits durch zielgerichtete Akquisitionen schaffen. Wir werden also nur solche Unternehmen kaufen, bei denen wir davon ausgehen, dass sie die Zielmarke von 10 Prozent-EBITDA erreichen können.

     

    Sie haben im Vorjahr ein Schuldscheindarlehen über 23,5 Millionen Euro platziert. Kann es im neuen Geschäftsjahr zu weiteren Finanzierungsrunden kommen?

    Schaber: Das Schuldscheindarlehen diente dazu, von einer kurzfristigen zu einer mittel- bis langfristigen Kreditstruktur zu kommen. Wir haben dadurch einen stabilen Finanzierungsrahmen geschaffen und sehen uns finanziell und bilanziell derzeit gut aufgestellt. Weitere Finanzierungsrunden sind in der aktuellen Situation nicht erforderlich. Das könnte sich bei einem attraktiven Übernahmeziel natürlich ändern. Momentan haben wir aber keine Transaktionen auf dem Tisch, die so etwas notwendig erscheinen lassen.

     

    Bis 2020 wollen Sie alle Bankverbindlichkeiten abgebaut haben. Wie soll dies geschehen?

    Schaber: Allein im vergangenen Berichtsjahr haben wir unsere Nettofinanzverschuldung deutlich von 31,1 Millionen Euro auf 23,7 Millionen Euro reduziert. Mit unserem starken Cashflow – 2012/13 waren es 8,4 Millionen Euro – können wir weiter in diese Richtung arbeiten.

     

    Welche Entwicklung wird das Thema Cloud 2014 nehmen? Welche Umsatzvolumen sind dort für Datagroup realisierbar?

    Schaber: Cloud Computing spielt für Datagroup eine wichtige Rolle. Darauf sind auch unsere strategischen Vertriebsbemühungen ausgerichtet. Wir leisten unsere gesamten Cloud-Angebote aus drei deutschen Rechenzentren, die nach den höchsten Sicherheitsstandards ISO 27001 bzw. IT-Grundschutz des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert sind. Dadurch sind wir gerade für mittelständische Unternehmen ein attraktiver Partner, weil wir unseren Kunden jederzeit die volle Kontrolle über ihre Daten und Anwendungen gewährleisten können. Wir machen heute bereits deutlich über 20 Prozent unseres Umsatzes mit Cloud Computing. Durch die konsequente Weiterentwicklung des Fabrikgedankens, mit dem wir Data Center-Leistungen zentralisiert mit hoher Effizienz erbringen, werden wir den Anteil der Cloud-Umsätze überproportional steigern können.

     

    DATAGROUP will über den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts weiter wachsen. Wie schwer ist es derzeit, an IT-Fachkräfte zu kommen?

    Schaber: Wir haben momentan rund 70 offene Stellen im Konzern. Je nach Berufsbild und benötigten Qualifikationen ist es unterschiedlich schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden. Wir versuchen auf mehreren Wegen, unseren Fachkräftebedarf zu decken. Einerseits sind wir sehr engagiert in der Ausbildung junger Menschen und haben aktuell 60 Azubis im Unternehmen. Andererseits gehen wir auch unkonventionelle Wege. So haben wir zum Beispiel eine Bildungspartnerschaft mit dem Hockey- und Tennisclub HTC Stuttgarter Kickers geschlossen, um unsere Attraktivität als Arbeitgeber für leistungssportlich aktive Mitarbeiter zu erhöhen. Insgesamt hat die Fachkräftegewinnung für uns eine hohe strategische Priorität.

     

    Wird der Entry Standard auch weiter Ihre Heimat bleiben?

    Schaber: Momentan steht für uns nichts anderes auf der Agenda. Gleichzeitig wollen wir auch innerhalb des Entry Standard-Listings die Transparenz für die Anleger weiter verbessern und werden im laufenden Geschäftsjahr erstmals freiwillig Quartalszahlen berichten.

    Das Interview entstand in Kooperation mit 4investors.

    Fotos: Datagroup AG




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Cloud Computing Datagroup: "Der NSA-Skandal ist ein Wettbewerbsvorteil" Es gibt auch Gewinner der NSA-Affäre wie der deutsche IT-Cloudanbieter Datagroup AG. Im Interview mit wallstreet:online spricht CEO Max Schaber über die Ziele des IT-Unternehmens. Die Cloud werde erheblicher Wachstumsfaktor und Kriterium für Übernahmen sein.