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    Hedgefonds-Angriff  13134  0 Kommentare Wette gegen den Staat: Steht Dänemark kurz vor der Pleite?

    In New York wettet einer der größten Hedgefonds gegen Dänemark. Dessen Politiker und Banken stellen sich dem vehement entgegen. Knackpunkt sind die Schulden der dänischen Haushalte: Sie liegen bei durchschnittlich 321 Prozent des verfügbaren Einkommens.

    Der Hedgefonds „Owl Creek Asset Management“, mit einem Volumen von 3,2 Milliarden Dollar einer der größten der Welt, wettet gegen dänische Staatsanleihen und hat zudem Kreditausfallversicherungen auf die Danske Bank, Dänemarks größte Bank, gekauft. Grund für die Spekulationen des Hedgefonds sind die Schulden der dänischen Haushalte. Sie liegen bei durchschnittlich 321 Prozent des verfügbaren Einkommens, berichtet das „Handelsblatt“.

    Als dramatisch genug, um sich zu Wort zu melden, befand auch der Nobelpreisträger Paul Krugmann die Lage: „Man fragt sich, ob die Krise da nicht vorprogrammiert ist. Ich bin mir nicht sicher. Aber es macht einen schon nervös“, zitiert ihn das „Handelsblatt“.  Problematisch könnte für die Dänen nicht nur die Höhe der Schulden werden, sondern vor allem die Tatsache, dass sich die meisten Schulden aus Hypotheken ergeben. Rund zwei Drittel dieser Hypotheken sind wiederum durch kurzfristige Anleihen finanziert, schreibt das Blatt weiter. Dementsprechend anfällig seien die Haushalte für Zins-Schwankungen, wie es die dänische Regierung im Januar selbst zugegeben habe.

    Ursache dieser Entwicklung sind vor allem die extrem niedrigen Zinsen. Seit Juli 2012 gelten gar negative Zinsen für Einlagen der Geschäftsbanken, berichtet „Die Welt“. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) befindet ein Gegensteuern des Staates als erforderlich. Doch wie soll dieses Gegensteuern aussehen angesichts von umgerechnet 400 Milliarden Euro an Hypotheken, denen laut „Welt“ ein Bruttoinlandsprodukt von 250 Milliarden Euro gegenüber steht?

    Der Staat hält dagegen

    Die dänische Regierung jedenfalls ist überzeugt, dass das Land nicht kurz vor einem Crash steht. Und vertritt diese Einschätzung vehement nach außen. „Die Fonds können spekulieren, wie immer sie wollen“, zitiert das „Handelsblatt“ Soeren Holm, Finanzchef bei Nykredit aus einem Interview mit Bloomberg. „Aber ich glaube, es ist kein gutes Geschäft, gegen Dänemark zu spekulieren.“ Und auch die Wirtschaftsministerin Margrethe Vestager versucht sich  gegenüber Bloomberg an beruhigenden: „Investoren sollten sich immer das gesamte Bild vor Augen führen. Und man sollte sich nicht von Leuten leiten lassen, die statt des gesamten Bildes nur eine Perspektive haben.“

    Auch die dänischen Banken sehen in der Verschuldung keine Gefahr für Investoren. „Es ist richtig, die privaten Schulden sind hoch. Und man könnte argumentieren, sie seien zu hoch. Aber das hat nichts zu tun mit Systemrisiken in Dänemark“, zitiert das „Handelsblatt Anders Aalund, Chef-Analyst für Festverzinsliche bei der Nordea-Tochter Nordea Markets. Wie Aalund verwiesen auch Zentralbank-Chef Lars Rohde und Finanzminister Bjarne Corydon auf die Pensionsrücklagen der Haushalte. Der Hedgefonds „hat vielleicht vergessen, dass Haushalte nicht nur hohe Schulden haben, sondern dass sie die Bonds über ihre Pensionskonten gekauft haben“, zitiert das Blatt Nykredit-Finanzchef Holm.

    Die Gefahr wurde zumindest erkannt

    Dass die dänische Regierung trotz aller Beschwichtigungen die Gefahr aus den durch kurzfristige Anleihen finanzierten Hypotheken erkannt hat, zeigt die Planung eines neuen Gesetzes. Mit diesem wollen die Dänen für den Fall von Turbulenzen bei den Zinsen die Möglichkeit schaffen, Laufzeiten solcher Finanzierungen zu verlängern, schreibt „Die Welt“. Die Reaktion auf dieses Vorhaben bleibt aber verhalten. "Die Maßnahme ist ein Schritt in die richtige Richtung", zitiert "Die Welt" die Ratingagentur S&P, "aber wir glauben nicht, dass es die grundsätzliche Frage des enormen Refinanzierungsbedarfs der Darlehensgeber angeht." Optimismus hört sich dann doch anders an.





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