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    Negativzins  7478  0 Kommentare Drohen Sparern bald Minuszinsen?

    Am Donnerstag treten die Lenker der Europäischen Geldpolitik wieder vor die Presse. Experten befürchten eine weitere Senkung des Zinssatzes. Folge könnte ein negativer Einlagenzins sein, der die Gelder der Sparer auffrisst.

    Das Hauptziel ist eine höhere Inflationsrate im Euroraum. „Zwei Prozent oder knapp darunter“ lautet die offizielle Devise der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Inflationsrate. Doch offensichtlich besteht Angst, dieses Ziel könnte aufgrund deflationärer Entwicklungen mittelfristig unerreichbar werden. Wie „Die Welt“ berichtet, sprach EZB-Chef Mario Draghi am Montag bei einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments folgende Warnung aus: „Je länger die Inflationsrate auf dem derzeitigen Niveau bleibt, desto größer ist das Risiko, dass sie nicht in angemessener Zeit wieder auf zwei Prozent steigt.“

    Und auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, sprach aus, was viele Ökonomen denken: Eine lang anhaltende niedrige Inflation könne das Vertrauen der Verbraucher in mittelfristig stabile Preise ins Wanken bringen, sagte sie laut „Welt“ auf einer Wirtschaftskonferenz in Bilbao. Dazu kommt, dass sich die ohnehin schon erdrückende Last der Staatsschulden, die die Länder angehäuft haben, mit einer Deflation weiter erhöht.

    Klar ist also: Es besteht dringender Handlungsbedarf, will die EZB ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Spannender ist die Frage nach den Mitteln. In Betracht kommen zwei geldpolitische Mittel, um die Inflation anzukurbeln.

    Ein negativer Zins könnte Ersparnisse weiter auffressen

    Joachim Fels, Chefökonom bei Morgan Stanley, rechnet dem Bericht der „Welt“ zufolge damit, dass die EZB den Leitzins erneut senken wird: Um 15 Basispunkte auf dann nur noch 0,1 Prozent. Und er hält auch eine weitere Maßnahme für realistisch. Wie das Blatt berichtet, könnte er sich eine weitere Reduzierung des Einlagenzinses vorstellen. Zur Erinnerung: Dieser liegt bis dato bei null Prozent.

    Ein negativer Einlagenzins bedeutet, dass die Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB deponieren. Das ist nicht besonders lukrativ und soll die Banken dazu drängen, mehr Kredite zu vergeben. Banken wollen lieber Geld verdienen als verlieren – so die Theorie. Dieser negative Einlagenzins bezieht sich dabei wohl gemerkt auf den nominalen Zinssatz. Schon unabhängig von einer Inflation, die Erspartes beschneidet, könnte es also Geld kosten, Geld bei der Bank anzulegen. Ein negativer Einlagenzins würde so Ersparnisse weiter auffressen. Das wäre ein gewaltiger Einschnitt. (mehr Informationen zu Werkzeugen der EZB)

    Doch das Beispiel Dänemark zeigt, dass negative Zinsen längst nicht mehr im Bereich des Unmöglichen liegen. Dort gibt es laut „Welt“ bereits seit Mitte 2012 einen negativen Einlagenzins für Banken.

    Wie groß ist die Gefahr einer Deflation?

    Fraglich ist dem Bericht der „Welt“ zufolge aber, ob Europa überhaupt eine Deflation droht. Vor der Verkündung der Entscheidung der Chefetage präsentieren die Ökonomen der EZB deshalb auch eine Inflationsvorhersage für die nächsten drei Jahre. „Wenn diese Prognose ergibt, dass die Inflation weiter unter dem Ziel von ‘zwei Prozent oder knapp darunter‘ liegt, dann wäre schwer zu rechtfertigen bei den Zinsen alles beim Alten zu belassen“, zitiert „Die Welt“ Joachim Fels.

    Es gibt aber auch Zweifel an der Gefahr einer Deflation. Wie „Die Welt“ berichtet, ist die Inflationsrate zuletzt bei 0,8 Prozent stagniert anstatt wie von Experten befürchtet, weiter zu fallen. Carsten Brzeski, Chefökonom der ING, geht deswegen davon aus, dass sich die Deflation zumindest nicht verschärfe, schreibt die Zeitung weiter. Zu einer Stabilisierung der Inflationsrate beitragen könnte demnach auch die wirtschaftliche Erholung der Euroländer.

    Mit einer Leitzinssenkung durch die EZB rechnen derweil nur noch 14 von 54 Experten. Das geht aus einer Studie der Nachrichtenagentur Bloomberg hervor, auf die „Die Welt“ verweist. Fraglich sei auch, welche ökonomische Wirkung eine neuerliche Zinssenkung überhaupt hätte.

    Alternative zur Zinssenkung

    Diskutiert wird nicht nur deswegen auch eine alternative Möglichkeit zur Zinssenkung. Die EZB könnte darauf verzichten, ihren Kauf von Staatsanleihen auszugleichen und so die Geldmenge in der Eurozone ausweiten, schreibt „Die Welt“. Vorteil sei, dass eine solche Maßnahme weniger Aufsehen errege. Doch bliebe zumindest fraglich, ob die EZB vor dem ungewissen juristischen Stand des aktuellen Anleihen-Programms Aufmerksamkeit auf ihr Anleihen-Programm OMT richten möchte.




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