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    Viel zu hohe bilanzielle Nettoverschuldung bedroht die Firmen-Existenz!  4903  0 Kommentare Mittelstandsanleihe RENA in Not

    Wir verlieren ein Wort zu einem weiteren Sorgenkind des Mittelstandsanleihen-Sektors – dem angeschlagenen Maschinenbauer Rena aus Gütenbach, der ein Anbieter von Maschinen und Anlagen für die Anwendungsfelder Wasseraufbereitung, Erneuerbare Energien, Lebensmittel und Medizintechnik ist.

    Vor wenigen Tagen hat die Ratingagentur Euler Hermes ihr Rating von B auf CC bei negativem Ausblick gesenkt. Die Agentur begründet ihr Down-Rating zum einen mit dem Insolvenzantrag für die verschiedenen Tochtergesellschaften der SH+E-Gruppe, die zu Wertberichtigungen und Abschreibungen auf Vermögenspositionen führe, die das verbliebene Eigenkapital der Muttergesellschaft Rena GmbH weiter belasten werde. Zum anderen leide die Gesellschaft weiterhin unter der dürftigen Nachfrage aus der für das Unternehmen wichtigen, gleichwohl schwächelnden Solarindustrie, die sich negativ auf die Ertrags- und Liquiditätslage des Unternehmens auswirke. Zu guter Letzt aber unserer Ansicht nach das Hauptargument, das nämlich potentiell insolvenzgefährdend für RENA ist - eine bilanzielle Liquiditätsstruktur, die in die Zahlungsunfähigkeit führen kann.

    Schauen wir uns kurz die relevanten Daten an:

    Bekanntlich wird die erste Anleihe aus dem Jahr 2010 im Dezember 2015 zur Rückzahlung fällig. Übrigens – seinerzeit sollten eigentlich mit dieser 7% - Anleihe 75 Millionen Euro eingesammelt werden, de facto wurden es nur 44 Millionen Euro, bereits ein Warnhinweis erster Güte.

    Eine weitere Anleihe würde jüngst emittiert und steht im Jahr 2018 zur Fälligkeit an. Diese Anleihe hatte ein Volumen von 40 Millionen Euro zuzüglich einer Option zur Erhöhung um weitere zehn Millionen Euro. Der Kassandra-Ruf erklang nun noch eindringlicher, da Gläubiger bereit waren, RENA insgesamt nur 34 Millionen Euro und zudem zu einem stolzen Zinskupon von 8,25% anzuvertrauen.

    In der Summe steht RENA also den Anleihegläubigern mit knapp 80 Millionen Euro gegenüber in der Kreide und muß hierfür jährlich knapp 6 Millionen Euro aufbringen.

    Ein solcher Kapitaldienst ist natürlich umso schwieriger zu stemmen für eine Firma, welche in den ersten 6 Monaten des Jahres 2013 bei einem akquisitionsbedingt hohen Umsatz von ca. 210 Millionen Euro nur ein mickriges Betriebsergebnis von 3,4 Millionen erzielt hat. Reduziert man hiervon auch noch u.a. die zu leistenden Zinsaufwendungen, hat die Firma netto im 1. Halbjahr 2013 rund 4 Millionen Euro vernichtet.

    Mag die Firma zugleich auch über den höchsten Auftragsbestand in der Geschichte des Unternehmens mit über 460 Millionen Euro in den ersten 6 Monaten 2013 verfügen, so liegt doch das ganz entscheidende und potentiell existenzielle Problem für RENA allerdings an anderer Stelle: Die übermäßig hohen Schulden sowie die hohen immateriellen Vermögenswerte in der Bilanz!

    Die Gesellschaft ist kurzfristig mit über 58 Millionen Euro verschuldet. Demgegenüber steht nur eine Cash-Position von rund 25 Millionen Euro. Schlecht genug.

    Langfristig weist das Unternehmen zudem Finanzverbindlichkeiten von fast 100 Millionen Euro auf.

    Beide Positionen bedeuten für die wichtige Position der Nettofinanzverbindlichkeiten, also die Differenz aus verzinslichen Verbindlichkeiten und dem Abzug der liquiden Mittel sowie der kurzfristigen finanziellen Anlagen eine happige Nettoverschuldung.

    Hier ist wohl eine externe Finanzspritze höchste Eisenbahn. Dies scheinen auch die Firmenverantwortlichen erkannt zu haben. So wird derzeit nach Unternehmensangaben fieberhaft mit Finanzpartnern nach einem rettenden Ausweg gesucht, um einer Zahlungsunfähigkeit und damit einer Insolvenz noch zu entkommen.

    Und noch etwas: Aus unserer Sicht sollte eine mögliche externe Maßnahme vor allem auch eine Stärkung des Eigenkapitals ins Auge nehmen.

    Per Ende Juli 2013 betrug dieses zwar 127 Millionen Euro. Allerdings bestand dieses zu ca. 87 Millionen Euro aus immateriellen Vermögenswerten.

    Dies macht uns Sorgen und sollte es auch den Machern um Unternehmens-Chef Gutekunst tun, auch in Anbetracht eines mittlerweile alarmierenden Kurses von aktuell ca. 23.

    Fazit:

    Der Patient REMA liegt schwer angeschlagen im Krankenbett. Wir hoffen auch für die Anleihegläubiger, dass die Firma zusammen mit ihren Finanzpartnern zunächst ihre Bilanz wieder aufpäppeln kann. Später sollte das Unternehmen sich darauf konzentrieren, wieder nachhaltige operative Erträge und freie Cash-Flows zu erwirtschaften. Wir sind zurückhaltend, drücken aber die Daumen und werden die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.



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    Christian-Albrecht Kurdum
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    Christian-Albrecht Kurdum verfügt über zehn Jahre Berufserfahrung als Trader und Investor. Der zertifizierte DVFA-Finanzanalyst und Portfoliomanager bei einem Vermögensverwalter in München blickt auf eine langjährige Erfahrung an den Kapitalmärkten und als Rechtsanwalt auch auf das Wirtschafts- und Steuerrecht zurück.
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    Verfasst von 2Christian-Albrecht Kurdum
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