Neue Fakten und Zahlen
Spekulationsgeschäfte von Uli Hoeneß weitaus komplexer
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Die Spekulationsgeschäfte von Uli Hoeneß liefen weit komplexer ab als bisher angenommen. Wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtet, waren mindestens zwei weitere
Banken unmittelbar daran beteiligt, unter ihnen das Schweizer Haus Julius Bär. Entgegen der bisherigen Lesart hatte der frühere Fußballmanager neben einem Händler bei der Zürcher Bank Vontobel
weitere Ansprechpartner. „Er konnte sich direkt an Leute bei Julius Bär wenden“, soll es in übereinstimmenden Aussagen heißen. Finanzkreisen zufolge schloss Vontobel Kooperationsverträge mit
anderen Banken, weil der Devisenhandel des Hauses zu klein ist, um Kunden auch nachts zu Diensten zu sein. Hoeneß aber war ein Kunde, der nach eigenen Aussagen fast rund um die Uhr zockte,
insbesondere mit Währungen.
In der Praxis lief die Kooperation nach Informationen der „Zeit“ wie folgt: Vontobel und Julius Bär vereinbarten jeden Tag aufs Neue ein Limit dafür, wie viel Kapital Hoeneß einsetzen durfte. Hatte
Hoeneß nachts gehandelt, wurde das am nächsten Tag zwischen den Instituten abgerechnet. Sofern die Geschäfte bei der Partnerbank zu Verlusten geführt hatten, glich Vontobel diese aus. Hatte Hoeneß
Gewinne erzielt, landeten diese auf seinem Konto. Es sei Geld „hin und her“ geflossen, berichtet ein Kenner. Kunde der anderen Banken war nicht Hoeneß, sondern Vontobel.
Neue Zahlen gibt es zu den Schweizer Konten von Hoeneß: Laut Staatsanwaltschaft München sollen 2003 weitere 5,6 Millionen Euro bei Vontobel gelandet sein. Diese stammten wie jene 11,2 Millionen
Euro, die Hoeneß bereits 2001 zu Vontobel transferiert hatte, von seinem Konto bei der deutschen Bank Reuschel und kamen über die Graubündner Kantonalbank nach Zürich. Zusammen mit den rund 10
Millionen Euro des Robert Louis-Dreyfus sollen Hoeneß also insgesamt fast 27 Millionen Euro für Spekulationen zur Verfügung gestanden haben. Das Geld verteilte sich von 2004 an auf zwei Konten.
„Höchster Jahresendstand auf beiden Konten zusammen war rund 164 Millionen Euro“, erklärte die Staatsanwaltschaft gegenüber der „Zeit“. Demnach erreichte auch das zweite Konto stattliche
Größenordnungen, einmal zum Beispiel rund 19 Millionen Euro.