Trendfolger 6/2014
Euro-Stärke vor dem Aus
Auszug aus dem Trendfolger Nr. 6/2014 Gedanken zur Anlagestrategie / Euro-Kurserholung läuft vermutlich bald aus
Auch wenn die staatstragenden Parteien bei der Europawahl Stimmen an EU-kritische und separatistische Kräfte verlieren werden, so dürfte ihre Mehrheit (noch) nicht in Gefahr sein. Ein abrupter politischer Wandel ist daher wenig wahrscheinlich und die Auswirkungen auf Europas Finanzmärkte dürften daher eher von schleichender Natur sein. Vorerst wirkt weiter das Versprechen der Europäischen Zentralbank, alles zu tun, um die Euro-Zone zu erhalten, notfalls auch Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang mit frisch gedrucktem Geld aufzukaufen. Im Vertrauen auf diese „Sicherheit“ floss in den zurückliegenden Monaten in erheblichem Umfang internationales Kapital in die Euro-Zone (zurück). Diese Kapitalströme haben sowohl den Euro-Wechselkurs kräftig nach oben als auch die Renditen für Staatsanleihen der Euro-Krisenländer deutlich nach unten gedrückt.
Abb. 4: Für 10jährige spanische und italienische Staatsanleihen erhalten Investoren gerade einmal 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte mehr als für US-Staatsanleihen. Ob dieser minimale Aufschlag ausreicht, um weiterhin Investoren in die Euro-Zone zu locken?
Im relativen Vergleich zu amerikanischen Staatsanleihen ist der Zinsvorteil der großen Euro-Krisenländer auf unter einen halben Prozentpunkt pro Jahr gesunken. Für Anleihen aus Deutschland, Frankreich und Belgien müssen Investoren gar niedrigere Renditen als für US-Staatsanleihen akzeptieren (siehe Abb.). Nur für portugiesische und griechische Anleihen gibt es noch messbare Aufschläge, doch anders als Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien können die Rentenmärkte Portugals und Griechenlands kaum größere Anlagevolumina aufnehmen, so dass sie für meine Betrachtung keine Rolle spielen. Im April äußerte sich EZB-Präsident Mario Draghi mehrfach besorgt über die relative Stärke des Euro und stellte eine „Anpassung der Geldpolitik“ (also Anwerfen der Druckerpresse!) zur aktiven Schwächung des Euro-Wechselkurses in Aussicht. Anstatt zu widersprechen sekundierte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann dieses Mal. Auch er könne sich massive Wertpapierkäufe durch die EZB vorstellen! Bisher versuchen Europas Zentralbanker nur verbal zu intervenieren, doch sollte die Euro-Stärke anhalten, werden sie zur Tat schreiten.
Fassen wir zusammen:
Lesen Sie auch
(1) Die Zinsvorteile wichtiger Euro-Rentenmärkte gegenüber dem US-Rentenmarkt sind weitgehend verschwunden.
(2) Die politische Unsicherheit über die Zukunft der Währungsunion dürfte nach der Europawahl mittelfristig eher wieder zunehmen und
(3) Europas Zentralbank will den Euro-Wechselkurs notfalls aktiv schwächen.
Fazit:
Mit Blick aufs zweite Halbjahr steigt die Wahrscheinlichkeit einer Euro-Schwäche.
(Quelle: www.folgedemtrend.de)
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