Geldpolitik
Was wird die EZB machen?
Europa hat gewählt und nun sind die Politiker dabei, die Ergebnisse auszuwerten. Wie immer hat jeder gewonnen und so herrscht wohl Zufriedenheit auf allen Seiten. Die europakritischen Parteien haben beträchtlich dazugewonnen - allen voran der französische Front National mit über 26 Prozent. In wenigen Tagen wird der Präsident des neuen Europaparlamentes gewählt und in wenigen Tagen wird keiner mehr von diesen Wahlen sprechen. Die Kapitalmärkte zeigen sich, wie auch von mir erwartet, völlig unbeeindruckt von diesen Ergebnissen. Die schauen nämlich vielmehr auf das, was die EZB tun wird. Werden die Zinsen weiter gesenkt, gibt es erstmalig Negativzinsen für Bankeinlagen und warum steht das überhaupt zur Debatte?
Mit der Einführung des Euros konnten sich damals die südeuropäischen Länder billiges Geld ins Land holen, sie mussten die hohen Zinsen für die Kredite in ihrer alten Landeswährung nicht mehr bezahlen. Statt diese gewonnene Liquidität in den Ausbau der Infrastruktur oder gar in die Schuldentilgung zu stecken, ließ man den Bürgern oder besser den Wählern sogenannte Wohltaten zukommen. Renten und Gehälter der Staatsbediensteten wurden erhöht. Diese Wohltaten waren nicht durch die Verbesserung der Produktivität gedeckt und so war es dann auch gar nicht verwunderlich, dass sich diese Situation in Inflationsraten auflöste. Mit den steigenden Preisen war man dann auch sehr schnell nicht mehr wettbewerbsfähig und so verschlechterte sich die Handelsbilanz in zunehmender Weise. Die Länder lebten über ihre Verhältnisse und bauten den Schuldenberg weiter auf. Mittlerweile will man mit Hilfe der Realabwertung (fallende Preise und fallende Löhne) diesen Zustand wieder korrigieren und das heißt "Deflation".
Nur das wollen die Politiker nicht und die EZB signalisiert auch schon, dass sie diese Entwicklung nicht dulden wird. Senkt die EZB die Zinsen, wodurch Bankeinlagen mit Negativzinsen belegt werden, dann wird wieder viel Liquidität in die Länder fließen. Was dies bedeutet, haben wir ja schon erlebt. Die Wettbewerbsfähigkeit verbessert sich nicht mehr und die Schulden wachsen weiter. Makroökonomisch ist das keine schöne Situation - die Kapitalmärkte wird es jedoch erfreuen. Die Zinsen für Anlagen fallen weiter und die Anleger werden sich wohl oder übel weiter ins Risiko begeben und Aktien kaufen.
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Dennoch sollte man vorsichtig sein - ich glaube, dass die Unternehmensgewinne die zu erwartenden hohen Kurse nicht mehr rechtfertigen.