Audi-Vorgänger Auto Union
Audi zieht Konsequenzen aus NS-Vergangenheit
Eine Studie hatte vor rund einem Monat die NS-Verstrickungen seines Vorgänger-Unternehmens Auto Union aufgedeckt, nun zieht Audi Konsequenzen. Und auch die Stadt Ingolstadt reagiert.
Eine von Audi in Auftrag gegebene Studie hatte die Unternehmensgeschichte des Autobauers näher beleuchtet und dabei die Einbindung des Vorgängerunternehmens Auto Union in NS-Verbrechen enthüllt. Demnach sei insbesondere der damalige Manager Richard Bruhn, der das Unternehmen von 1932 bis 1945 und nach der Neugründung in Ingolstadt erneut von 1949 bis 1956 führte, verantwortlich für den massiven Einsatz von KZ-Häftlingen, bei dem rund 4500 Menschen ums Leben kamen. Das Pikante: Bruhn genoss bis zuletzt ein hohes Ansehen bei Audi, in Ingolstadt wurde gar eine Straße nach ihm benannt.
Das soll sich nun ändern. Wie die „WirtschaftsWoche“ berichtet, berät der Stadtrat am 24. Juli über eine Umbenennung der Bruhn-Straße. Er gehe davon aus, dass die Bruhn-Straße umbenannt werde, sagte Joachim Genosko, CSU-Fraktionschef im Stadtrat, gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Jörg Schlagbauer, stellvertretende SPD-Fraktionschef, ist sich ebenfalls sicher: Man werde um eine Umbenennung gar nicht herumkommen.
Doch nicht nur die Stadt Ingolstadt, vor allem Audi selbst will Konsequenzen aus den Enthüllungen ziehen. So soll nach Informationen der „WirtschaftsWoche“ Mitte Juli eine der Audi-Pensionskassen umbenannt werden. Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch hatte beantragt, den Namen des langjährigen Auto-Union-Vorstandschefs aus der Bezeichnung „Dr.-Richard-Bruhn-Hilfe-Altersversorgung der Auto Union“ zu streichen. Das Unternehmen unterstütze den Antrag des Betriebsrats, so ein Audi-Sprecher. Darüber hinaus soll ein jetzt gegründetes Projektteam zusammen mit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg weitere Maßnahmen erarbeiten. Unter anderem will Audi Kontakt mit Überlebenden der Auto-Union-Zwangsarbeit aufnehmen. Vier Überlebende sind dem Unternehmen inzwischen bekannt.
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Wie die „WirtschaftsWoche“ weiter berichtet, sind durch die NS-Verstrickungen auch die Überlegungen bei VW vom Tisch, wonach die Dachmarke Volkswagen durch Auto Union ersetzt werden sollte. Damit hatten 2009 Volkswagen-Aufsichtsratschef Piëch und VW-Vorstandschef Winterkorn öffentlich geliebäugelt. Doch eine Umbenennung werde es definitiv nicht geben, wie ein Konzernsprecher nun klarstellte: „Volkswagen bleibt Volkswagen.“