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Sharp will TV-Geschäft in Europa abtreten
TOKIO (dpa-AFX) - Der japanische Elektronikkonzern Sharp will Medienberichten zufolge in Europa die Produktion und den Vertrieb mit Flachbild-Fernsehern einstellen. Sharp plane, das defizitäre Geschäft an das chinesische Unternehmen TPV Technology per Lizenzvergabe abzugeben, berichtete unter anderem die Wirtschaftszeitung "Nikkei" am Freitag unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Sollten die Gespräche erfolgreich sein, könne TPV gegen Lizenz den Markennamen Sharp in Europa nutzen, hieß es. Auch der Verkauf einer Fabrik in Polen an TPV sei im Gespräch.
Sharp hatte seine LCD-Produktionsstätte in Polen 2007 in Betrieb genommen. Insgesamt 60 Prozent seines Umsatzes mache das Unternehmen außerhalb von Japan. In Europa hält Sharp nach Zahlen der Marktforscher von NPD DisplaySearch allerdings nur einen Marktanteil von 1,6 Prozent. Gegenüber Umsätzen von 1,4 Milliarden Dollar in Europa habe Sharp im vergangenen Geschäftsjahr in China 8,8 Milliarden Dollar eingenommen.
In den 2000er Jahren gehörte Sharp zu den Pionieren, als die neue Technologie der flachen Fernseher mit Flüssigkristall-Bildschirm (LCD) aufkam. Massiver Konkurrenzdruck, Preiskämpfe auf den Verbrauchermärkten und hohe Investitionskosten in Fabrikanlagen hatten dem Unternehmen zugesetzt. 2012 sah Sharp sogar seine Existenz bedroht. Nach der rigorosen Streichung von Tausenden Stellen und einem Konzernumbau schaffte es der Elektronikkonzern im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr schließlich wieder in die Gewinnzone.
Vor allem relativ junge Anbieter aus China fordern die traditionellen Elektronikhersteller heraus. Die zur TPV Holding gehörende Marke AOC ist inzwischen auch in Europa auf dem Markt zu finden. Vor gut zwei Jahren hatte der niederländische Elektronikhersteller sein TV-Geschäft in das Joint Venture TP Vision ausgelagert, an dem TPV Technology 79 Prozent der Anteile hält.
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Sharp habe rund zehn Vertriebsniederlassungen in Europa. Ein ähnliches Lizenzmodell sei auch für das Geschäft mit Haushaltsgeräten mit dem türkischen Unternehmen Vestel in der Planung. Aus dem Geschäft mit Solar-Panels wolle sich das Unternehmen in Europa ebenfalls zurückziehen und deshalb seine Anteil an einem Joint Venture mit der Enel Group an einen italienischen Partner für rund 3 Milliarden Yen abstoßen. Nach Schätzungen von "Nikkei" dürften im ersten Schritt rund 300 Mitarbeiter ihren Job verlieren, weitere Stellenstreichungen seien wahrscheinlich, sobald das TV-Geschäft verkauft sei./ln/DP/stb