Sehen so Weltmeister aus?
Argentiniens Wirtschaft pfeift aus dem letzten Loch
Aus der Perspektive eines Börsianers stehen sich beim WM-Finale am Sonntag tatsächlich zwei der erfolgreichsten Nationen der Welt gegenüber: Sowohl der deutsche DAX Index als auch der argentinische MERVAL Index haben während der Weltmeisterschaft ein neues Allzeithoch erreicht.
Doch während in Deutschland durch solides Wirtschaften das Umfeld für einen solchen Rekord bereitetet wurde, hat Argentinien in den vergangenen Jahren wieder einmal auf Kosten der Zukunft gelebt.
Egal wie sich die Mannschaft rund um Lionel Messi am kommenden Sonntag schlägt: die Partystimmung wird den Landsleuten des Teams vermutlich schon bald vergehen.
Alles nur ein Scheinboom?
Nach der Finanzkrise von 2008/09 zählte Argentinien vorübergehend zu den wachstumsstärksten Ländern der Welt. Die BIP- Wachstumsrate übertraf zwischenzeitig sogar die magische Grenze von über 10 %.
Allerdings war dieser Boom nur ein Scheinboom, der durch eine extreme Geldmengenausweitung, ausufernde Inflation, zunehmende Handelsbeschränkungen und immer strengere Kapitalverkehrskontrollen
künstlich angefacht wurde. Die argentinische Regierung schreckte im Verlauf der vergangenen Jahre nicht einmal davor zurück die Vermögen der privaten Rentenkassen zwangsweise zu verstaatlichen, um
die Staatskassen für Konjunkturförderprogramme zu füllen.
Nicht nur Einheimische, die privat für ihr Alter vorsorgten, werden von der Regierung mit einem Maximum an Unsicherheit und Willkür konfrontiert. Auch für ausländische Anleger ist in Argentinien
schon länger nichts mehr zu holen. Die überragende Performance des MERVAL Index der vergangenen 3 Jahre schrumpft in US-Dollar berechnet auf unter null zusammen. Und wer auf das Schwergewicht YPF
gesetzt hat, kam sogar in den Strudel einer Zwangsverstaatlichung.
Der Schreck für Anleihen-Anleger
Auch am Anleihenmarkt tut die sozialistisch angehauchte Regierung um Cristina Fernández de Kirchner alles dafür, um ausländischen Investoren das wertvolle Gefühl der Sicherheit zu
nehmen. Zum Beispiel türkt sie - für alle Beteiligten klar ersichtlich - die Inflationsstatistiken, damit sie den Besitzern von inflationsgebundenen Staatsanleihen nur einen Bruchteil dessen
auszahlen muss, was ihnen zusteht. Darüber hinaus gängelt sie die Anleger durch Kapitalverkehrskontrollen, und sie weigert sich seit Jahren vehement, mit den verbleibenden Besitzern von
Staatsanleihen aus der Ära vor dem Staatsbankrott von 2001 eine Einigung zu finden.