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    Cynk-Aktie plus 36.000%  30162  3 Kommentare "Pump-and-Dump" war gestern - So trickst man heute

    „Pump-and-Dump“ – Ein alter Börsentrick, mit dem einst auch der „Wolf of Wall Street“ alias Jordan Belfort ein Millionenvermögen anhäufte. Doch Pump-and-Dump war gestern, die Trickser von heute setzen offenbar auf ein viel komplexeres Prinzip, wie der Fall Cynk nun zeigt.

    Ein Kursplus von 36.000 Prozent? Mensch, da muss sich eine Firma ja so richtig ins Zeug gelegt haben. Aber weit gefehlt, das Unternehmen, das in den vergangenen Wochen plötzlich einen Kursanstieg um zeitweise bis zu 36.000 Prozent verzeichnete und damit fast sechs Milliarden Dollar wert war, macht weder Umsatz noch scheint es überhaupt irgendwelche Büroräume zu haben. Stattdessen gibt es einen CEO, einen Finanzvorstand, einen Direktor und einen Chefbuchhalter - in Personalunion versteht sich, denn das Unternehmen hat gerade mal einen Mitarbeiter. Die Rede ist von Cynk, eigenen Angaben zufolge ein „Social Marketplace“. Die Internetseite von Cynk, Introbiz, vermittelt Kunden gegen Bezahlung angeblich Kontakte zu Prominenten und Geschäftsleuten. Das Problem: Kaum jemand kennt die Seite, geschweige denn Cynk. Und trotzdem ging der Kurs des Unternehmens in den vergangenen Wochen regelrecht durch die Decke.

    Ein klarer Fall von „Pump-and-Dump“?

    Wie die „Sueddeutsche Zeitung“ berichtet, war Cynk noch bis Mitte Juni im so genannten Pennystock gelistet, eine Aktie kostete sechs US-Cent. Vor wenigen Wochen dann rieben sich die Finanzexperten verwundert die Augen: Der Kurs der Aktie stieg urplötzlich, ja er explodierte regelrecht. Erst auf zwei US-Dollar, dann auf vier, zeitweise stieg der Preis des Papiers sogar bis auf 21 US-Dollar. Damit war Cynk aus dem Nichts plötzlich bis zu sechs Milliarden US-Dollar wert. Das wiederum rief die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan, die den Handel mit der Aktie am Wochenende aussetzte. Die Begründung: „Sorgen um möglicherweise manipulative Transaktionen“.

    In der Tat erinnert der Fall Cynk zunächst stark an den berühmten „Wolf of Wall Street“, Jordan Belfort, verkörpert durch Leonardo DiCaprio im gleichnamigen Kinofilm. Auch Belfort investierte im Pennystock in billige Aktien wertloser Unternehmen, um dann einen Trick anzuwenden, den Börsianer inzwischen als „Pump-and-Dump“ nur zu gut kennen. Dabei wird der Aktienkurs durch wohlgestreute Gerüchte künstlich in die Höhe getrieben („pump“). Ist der Preis weit genug nach oben geklettert, werden die Aktien schnell wieder abgestoßen („dump“) und das Geld aus dem üppigen Gewinn beiseite gelegt. So oder so ähnlich dürfte es auch bei Cynk gewesen sein, so die Überzeugung vieler Finanzexperten.

    Oder war es viel eher ein „Dump-and-Pump“-2.0?

    Allerdings macht gerade dieses offensichtliche „Pump-and-Dump“ stutzig, eben weil es sich hierbei um einen der ältesten und damit auch bekanntesten Börsentricks der Welt handelt. Matt Levine von „BloombergView“ hat deshalb eine ganz andere Theorie. Er glaubt, dass sich Cynk eben jene Bekanntheit zunutze gemacht haben könnte, um einen noch viel komplexeren Trick anzuwenden.

    Diesen Trick erklärt Levine so: Zwei Leute gründen eine Firma und geben 300 Millionen Aktien aus, 150 Millionen für jeden der beiden Gründer. Dann kauft der eine 10.000 Aktien des anderen zum Preis von 1 US-Dollar, dieser wiederum verkauft seinerseits Aktien im Wert von 2 US-Dollar an seinen Partner und schon ist die eigentlich wertlose Firma plötzlich 600 Millionen US-Dollar wert. Bei einem klassischen „Pump-and-Dump“ wäre der nächste Schritt nun, Investoren zum Kaufen zu bewegen. Doch gerade das tun die beiden Gründer in diesem Szenario nicht. Stattdessen setzen sie darauf, dass jeder halbwegs clevere Broker sofort einen Fall von „Pump-and-Dump“ wittert und mit einem baldigen Kurseinbruch rechnet. In diesem Fall wird er versuchen, durch Leerkäufe vom Kursabsturz zu profitieren – und tappt damit in die Falle der Gründer.

    Denn tatsächlich befinden sich sämtliche Aktien des Unternehmens in ihrem Besitz. Kommt es zum Kurseinbruch, versuchen die Broker ihre Positionen mit „echten“ Aktien auszugleichen, nur leider gibt es auf dem Markt gar keine. Short Squeeze wird dieses Phänomen im Börsenjargon genannt, wenn zu wenige Aktien einer Firma im Umlauf sind und die Anleger in ihrer Verzweiflung, ihre Positionen auszugleichen, dadurch den Preis nach oben treiben. Im skizzierten Szenario setzen die Gründer genau auf diese Short Squeeze, denn die Broker sind nun gezwungen, ihnen die Aktien abzukaufen, sofern sie sich nicht strafbar machen wollen. Die Gründer wiederum können sich getrost zurücklehnen und einen x-beliebigen Preis nennen.

    Die Moral von der Geschicht‘? Während sich die einen ärgern, einem „Dump-and-Pump“-Trick 2.0 auf den Leim gegangen zu sein, liegen die anderen mit einem Haufen Kohle genüsslich am Strand und genießen das Leben – zum Beispiel im zentralamerikanischen Belize, jenem Ort, an dem Cynk offiziell seinen Sitz haben soll. Nur, dass der Gebäudemanager des betreffenden Gebäudes davon gar nichts weiß.

    Wie dem auch sei, bislang gibt es nur Spekulationen darüber, wie es zur Kursexplosion von Cynk kommen konnte. Doch dass es dabei mit rechten Dingen zugegangen sein soll, daran will keiner so recht glauben.




    wallstreetONLINE Redaktion
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