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    Rendite - Staatsanleihen  1294  0 Kommentare Wirtschaftliche Entkoppelung spiegelt sich in Geldpolitik wider

    Die Renditen deutscher Staatsanleihen sind auf ein Allzeittief gefallen. 10-jährige Bundesanleihen rentierten letzte Woche gerade noch 1.15%. Damit einher geht auch eine starke Ausweitung der Renditedifferenz zu US-Staatsanleihen. Die Renditen-Divergenz widerspiegelt exakt die wirtschaftliche Situation der westlichen Industriestaaten. Der robuste US-Arbeitsmarkt deutet auf ein baldiges Ende der Nullzinspolitik der US-Notenbank Fed hin. Die USA haben sowohl in Bezug auf die Inflationsstabilisierung, als auch bei der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen große Fortschritte erzielt. Ganz anders die Lage in Euroland. Hier hat der starke Inflationsrückgang die Furcht vor einer langandauernden Tiefinflationsphase in den Mittelpunkt gerückt. Zudem verharrt die Arbeitslosigkeit weiterhin auf einem Rekordniveau. Während sich in den USA also eine Normalisierung der wirtschaftlichen Situation abzeichnet, steht europäische Währungsunion noch immer vor immensen Problemen.

    Diese unterschiedliche Ausgangslage diktiert die Geldpolitik der jeweiligen Zentralbanken. Bis Ende 2013 erwarteten die Finanzinvestoren für das Fed und für die Europäische Zentralbank (EZB) in der zweiten Jahreshälfte von 2015 eine erste Zinserhöhung – für die US-Geldpolitik gilt das noch immer. Der Zinsschritt der EZB hingegen wurde vor dem Hintergrund der Deflationsrisiken auf Ende 2017 verschoben. Die wirtschaftliche Entkoppelung hat sich also auch auf die Geldpolitik übertragen und drückt sich in der rekordhohen Differenz zwischen US-amerikanischen und deutschen Renditen aus.

    Obschon die wirtschaftliche Entkoppelung zwischen den USA und Euroland bereits von den Kapitalmärkten vorweggenommen wurde, existiert die Möglichkeit, dass sich die Rendite-Divergenz weiter ausweitet und deutsche 10-jährige Staatsanleihen letzten Endes unter die 1%-Marke fallen? Folgende Szenarien sind möglich: 1) Der Rückgang der Inflation in Euroland setzt sich fort und zwingt die EZB nach US-Vorbild in großem Stil Staatsanleihen aller Länder zu kaufen – also auch deutsche Staatsanleihen. 2) Selbst wenn sich die Inflation stabilisiert, ist es denkbar, dass die Euroland-Wirtschaft analog der japanischen Wirtschaft in den 90er Jahren nie mehr richtig Fuß fasst und die EZB (wie die Bank of Japan damals) die Nullzinspolitik nicht nur die nächsten drei bis vier Jahre, sondern die nächsten zehn Jahre weiterführen muss. Sollte eines dieser beiden Szenarien eintreten, so würde dem Fall der deutschen Renditen unter die 1%-Marke nichts mehr im Wege stehen. Dass dieses Szenario auch tatsächlich eintritt, ist jedoch relativ unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass die EZB keine noch expansivere Geldpolitik mehr verfolgen wird und sich die deutschen Renditen am langen Ende im Schlepptau der US-Renditen nach oben bewegen werden.






    Alessandro Bee
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    Alessandro Bee promovierte am Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Universität Basel und absolvierte gleichzeitig mehrere Lehrgänge am Studienzentrum der Schweizerischen Nationalbank in Gerzensee. Im Jahr 2006 trat er in die Bank J. Safra Sarasin ein und ist als Ökonom und Fixed Income Strategist für Konjunktur- und Zinsprognosen verantwortlich. Im Jahr 2011 baute er für die Bank J. Safra Sarasin in Hongkong ein Economic Research auf.
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    Verfasst von 2Alessandro Bee
    Rendite - Staatsanleihen Wirtschaftliche Entkoppelung spiegelt sich in Geldpolitik wider Die Renditen deutscher Staatsanleihen sind auf ein Allzeittief gefallen. 10-jährige Bundesanleihen rentierten letzte Woche gerade noch 1.15%. Damit einher geht auch eine starke Ausweitung der Renditedifferenz zu US-Staatsanleihen.

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