"Eindeutiger Risiko-Indikator"
Wall Street spekuliert mit hochriskanten Ramschanleihen - wieder ...
Ob JPMorgan Chase, Goldman Sachs oder ProShares. Immer mehr Akteure an der Wall Street setzen auf immer riskantere Papiere. Eine überwunden gehoffte Mentalität kehrt zurück.
„Es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Markt ein Hoch erreicht hat, wenn sich derartige neue Strukturen häufen“, zitiert das „Handelsblatt“ Lawrence McDonald, Chef-Stratege bei Newedge USA und Autor des Buches „A Colossal Failure of Common Sense“. „Als der Markt 2007 seinen Scheitelpunkt erreicht, gab es diese Art von Innovation und viele Investoren waren sich damals nicht darüber im Klaren. Diese Produkte sind ein eindeutiger Risiko-Indikator.“
Dass Investoren immer riskantere Papiere aufsetzen, liegt an der mangelnden Rendite seriöser Papiere. Insbesondere wegen der Zentralbank-Milliarden sind die Renditen im Keller. Doch das birgt Gefahren. Allen voran, wenn diese riskanten Investments nicht durch Eigenkapital finanzierbar sind. „Einige Fonds müssen mehr Fremdkapital einsetzen, um Renditen zu erzielen wie sie ihre Investoren erwarten“, zitiert das Blatt Peter Tchir, Leiter Makro-Strategie bei Brean Capital LLC in New York. Er glaubt nicht, dass die Kreativität der Investoren in Sachen neuer Papiere bald ein Ende haben wird: „Wir bewegen uns auf eine Phase zu, in der es noch ausgefallenere Produkte geben wird. Damit wird mit Sicherheit die Grundlage für mehr Probleme in der Zukunft gelegt.“
McDonald geht sogar noch einen Schritt weiter. Für ihn ist klar, was die nächste Krise auslösen wird: „Man kann sich ziemlich sicher sein, dass einige große Fonds jetzt zu einer Bank gehen und sagen, ich will short gehen und wie können wir ein Instrument schaffen, mit dem wir ein großvolumiges Handelsgeschäft eingehen können“, zitiert ihn das Handelsblatt. „Der Ursprung der nächsten Krise wird nicht auf der Sell-Side liegen, sondern wahrscheinlich von da kommen, wo nicht ausreichend Liquidität ist, der Buy-Side.“
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Zuletzt sorgten pessimistische Berichte für eine Verkaufswelle von US-Ramschanleihen unter Kleinanlegern. Ein Zeichen der Besinnung? Wohl eher der Angst vor existenziellen Verlusten. Krisen in der Ukraine, dem Irak und Israel hatten Investoren beunruhigt, heißt es. Doch die Verkäufe der Kleinanleger führten auch dazu, dass große Investmentfirmen die resultierenden Preisrückgänge ihrerseits zu Käufen derselben riskanten Anleihen nutzten, schreibt das „Wall Street Journal Deutschland“.