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    Arm vs. Reich  4225  4 Kommentare Soziale Revolution an der Wall Street? Nein - rationales Kalkül!

    Eine Revolution an der Wall Street? Das Ende einer der Hauptideen des Kapitalismus? Nein, soweit ist es nicht. Aber bemerkenswert ist es doch, was Ökonomen der Ratingagentur Standard & Poor´s in ihrem jüngsten Papier fordern: Mehr soziale Gerechtigkeit. In Form einer kleineren Einkommensspanne.

    Nein, hinter den Forderungen steckt vermutlich eher weniger der ideelle Wert. Kein verträumtes Hippie-Denken. Sondern rationales Kalkül. Das macht schon der Name des Essays deutlich: „Wie die wachsende Ungleichheit das Wirtschaftswachstum der USA dämpft, und mögliche Wege, den Trend zu ändern“. Die immer größer werdende soziale Kluft also, so die Kernaussage des Artikels, wirkt bremsend auf das Wirtschaftswachstum. Eine These, die in akademisch-intellektuellen Kreisen schon lange diskutiert wird. Unter Ökonomen der Wall Street aber doch ein wenig revolutionär wirkt.

    Die Ökonomen der Ratingagentur, angeführt von ihrer Chefökonomin Beth Ann Bovino, haben für den Bericht „zahlreiche Datenreihen und ökonomische Studien durchforstet“, schreibt die „Wirtschaftswoche“. Das Ergebnis: Die Einkommensunterschiede sind in den USA größer als in anderen Industriestaaten. Und dazu noch steigend. Für die USA, so heißt es, berge das ein ganz konkretes Problem. Schon Keynes formulierte die These einer langfristig sinkenden Konsumneigung. Sprich: Wer sehr viel verdient, gibt prozentual weniger von seinem Einkommen für den Konsum aus als ein Geringverdiener – und spart dafür mehr. Eine wachsende Einkommensspanne führt also dazu, dass mehr gespart und weniger konsumiert wird. Ein wachstumstechnisches Dilemma. Zumal in einem Land wie den USA, dessen Wachstum maßgeblich vom Konsum und nicht allein vom Export gestützt wird, berichtet die Zeitung.

    Dazu kommt: Wer wenig verdient, muss sich eher und stärker verschulden, um seinen Konsum aufrecht zu halten. Konsum auf Kreditbasis. Das klingt verdächtig nach Blase. Platzt sie ist die nächste Krise nicht mehr weit. Zweimal bereits sei das so passiert, schreiben die Ökonomen dem Bericht zufolge. „Es folgten die beiden schlimmsten ökonomischen Krisen der US-Geschichte, die Große Depression (der Dreißigerjahre) und die (gegenwärtige) Große Rezession.“

    Auf die Diagnose folgt die kausale Erklärung: „Das Niveau der Ungleichheit könnte der entscheidende Unterschied sein zwischen Ländern, die ein ausgiebiges, schnelles Wachstum genießen, und denen, deren Wachstumsschwung schnell erlahmt“, zitiert die „Wirtschaftswoche“ Beth Ann Bovino aus dem Papier. „Kurz gesagt, eine Politik für mehr Gleichheit kann … nachhaltigeres, langfristiges Wachstum fördern.“

    Zu Vorzeige-Sozialisten werden die Wissenschaftler von Standard & Poor’s dann aber doch nicht. Schließlich sei „ein bestimmter Grad von Ungleichheit in jeder Marktwirtschaft zu erwarten“, wie es in dem Papier heißt. Wirklich in ihrem Vermögen beschneiden möchten sie die Reichen auch nicht: „Zu hohe Steuern richten eher Schaden an, als sie helfen“, schreiben die Ökonomen. Statt einer Reform des Steuersystems fordern sie in ihrem Bericht laut „Wirtschaftswoche“ mehr Ausgaben für Bildung, um so der überdimensionalen Ungleichheit entgegenzutreten.

    Die Idee ist nicht neu: Mehr Ausgaben in Bildung ergeben höher qualifizierte Arbeitskräfte, die dementsprechend mehr verdienen und so die soziale Kluft minimieren. Neu aber ist, dass eine Ratingagentur schreibt, die Ungleichheit sei "nicht nur ein Problem der Armen".





    wallstreetONLINE Redaktion
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