Halvers Woche
"Der Markt unter der Lupe" - Seite 4
Zusätzlich kommt die deutsche Exportindustrie in den Genuss eines sich abschwächenden Euros. Aufgrund der Gegenläufigkeit der Geldpolitik in den USA und Euroland - erwartete US-Leitzinserhöhungen gegenüber verstärkten Liquiditätsphantasien der EZB - befindet sich der Euro in der Abschwächungsphase. Dies macht den Euro zunehmend zu einer attraktiven Carry Trade-Währung, d.h. die internationalen Finanzanleger verschulden sich in Euro und legen diese Finanzmittel dann weltweit in höher rentierliche Währungen an, was den Abwertungsprozess des Euros zusätzlich beschleunigt. Diese Abschwächungstendenz des Euro gegenüber seinen größten Exportkonkurrenten wie z.B. Japan ist seit Mitte 2014 unverkennbar. Nur die Schwedenkrone hat in diesem Jahr bislang mehr an Wert eingebüßt.
Fundamental-Check Deutsche Aktien
Nach der Konsolidierung hat sich auch die bislang absolut hohe Aktienbewertung sowohl aus Sicht der Ertrags- als auch der Substanzbewertung wieder etwas entspannt. Eine Gewinnverbesserung der Unternehmen bleibt aber eine Bringschuld zur Fundamentalberechtigung der grundsätzlich sportlichen Bewertungen. Doch das oft gehörte Argument, wonach Aktien absolut zu teuer seien, relativiert sich im Vergleich zur Konkurrenzanlageklasse der Staatsanleihen. Nach KGV-Berechnung kommen deutsche Aktien auf einen Wert von ca. 12. Dagegen sind deutsche 5-jähriger Staatsanleihen mit einem Wert von knapp 600 bewertet. Ohne Worte!
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Aktuelle Marktlage: Der Kampf Geld- gegen Geopolitik
Die Aktienmärkte stehen im Spannungsverhältnis von Geo- und Geldpolitik. Während die Geldpolitik nachhaltig stützt, kommt der Ukraine-Krise via Live-Ticker im Tagesgeschäft hohe Bedeutung zu.
Schwierig ist die Einschätzung der Lage auch, weil auf beiden Seiten gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Die Geopolitik bleibt vorerst ein Handicap.
Immerhin, über die offensivere Ausrichtung der EZB hat sich zuletzt die Volatilität im DAX - gemessen am VDAX New Index - nach den Turbulenzen Anfang August wieder verringert. Der DAX konnte
seine Verluste seit Ende Juli wieder etwas ausgleichen. Neuerliche Verunsicherungen je nach geopolitischer Datenlage müssen jedoch einkalkuliert werden. Dennoch, insgesamt müssen
DAX-Indexstände unter 9.000 Punkten als Kaufkurse betrachtet werden.