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Orange will spanischen Breitbandexperten Jazztel schlucken
PARIS/MADRID (dpa-AFX) - Das Übernahmekarussell in der Telekombranche dreht sich weiter: Der französische Telekomkonzern Orange will der heimatlichen Tristesse mit einem Zukauf in Spanien entgegentreten. Der Breitbandanbieter Jazztel ist dem Konzern 3,4 Milliarden Euro wert, wie beide Unternehmen am späten Montagabend bekannt gaben. Das wäre die größte Übernahme von Orange in den vergangenen 10 Jahren.
Orange bietet für jede Aktie der Spanier 13 Euro, ein Aufschlag von 22 Prozent auf den Schlusskurs des Papiers am Freitag. Die Aktie der Franzosen weitete am Dienstag ihre Verluste vom Vortag aus und verlor zuletzt 1,5 Prozent. Jazztel-Papiere legten am Dienstagvormittag um knapp 6 Prozent auf 12,77 Euro zu. Sie waren bereits am Vortag nach Aufkommen der Übernahmegerüchte nach oben geschossen. Analysten halten es für wahrscheinlich, dass die Transaktion erfolgreich abgeschlossen wird.
Orange ist nach Telefonica und Vodafone die Nummer Drei auf dem spanischen Mobilfunkmarkt. Eine Übernahme von Jazztel würde dem Unternehmen etwa 1,5 Millionen Breitbandkunden bringen, die Orange als Zielgruppe für kombinierte Angebote mit Breitband, Fernsehen und Mobilfunk in den Blick nähme.
Die Transaktion wäre das jüngste Beispiel in einer Reihe von Zukäufen im Festnetzbereich in Europa. Erst am Montag hatte sich das dänische Telekom-Unternehmen TDC auf die Übernahme des norwegischen Kabelbetreibers Get AS verständigt. Im Juli hatte Vodafone den Kauf des spanischen Kabelunternehmens ONO abgeschlossen.
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An der Konsolidierungswelle in der Branche will sich auch Orange beteiligen. Vorstandschef Stephane Richard sagte, angesichts der sich wieder erholenden Wirtschaftslage sei es die richtige Zeit, die Präsenz auf dem spanischen Markt zu erhöhen.
Der Jazztel-Verwaltungsratsvorsitzende Leopoldo Fernandez Pujals und weitere Direktoriumsmitglieder, die fast 15 Prozent an dem Unternehmen halten, wollen ihre Papiere abgeben. Zur Finanzierung der Übernahme kündigte Orange eine Kapitalerhöhung von bis zu 2 Milliarden Euro an. Außerdem sollen Hybridanleihen begeben werden. Die Transaktion soll nach Angaben von Finanzchef Ramon Fernandez im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden.
Die Jahresziele des Unternehmens inklusive des Verschuldungsgrades bestätigten die Franzosen. Im zweiten Quartal hatten bei Orange die harte Konkurrenz im Mobilfunk und Festnetz auf dem heimatlichen Markt erneut für deutliche Rückgänge bei den Geschäftszahlen gesorgt./he/nmu/fbr