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    Devisen - Währungen  1408  0 Kommentare Wechselkurspolitik der Schweiz - Ändert sich die Gemengelage?

    Umgeben vom Euroraum, der sich schwer tut, seinen konjunkturellen Erholungsprozess fortzusetzen, kann die Wirtschaft der Schweiz anscheinend kaum etwas erschüttern.

    Seit dem globalen Rezessionsjahr 2009, als das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz um 1,9 Prozent gesunken war, womit sich die schweizerische Wirtschaft jedoch im internationalen Vergleich noch sehr gut gehalten hatte, wurden im Jahresdurchschnitt respektable Zuwächse von rund 2 Prozent erzielt. 2013 lag die BIP-Wachstumsrate ebenfalls bei annähernd 2 Prozent. Die Prognosen für 2014 wurden aufgrund der im zweiten Quartal stagnierenden Wirtschaftsleistung zwar vor kurzem auf durchschnittlich 1,8 Prozent gesenkt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) rechnet nur noch mit einem Wachstum von 1,5 Prozent. Für 2015 und 2016 liegen die Consensus-Prognosen aber weiterhin in der Größenordnung von etwa 2 Prozent.

    Die SNB ist derzeit wegen des langsameren Wachstums im Alpenstadt alarmiert. Sie sieht zunehmende Deflationsrisiken, obwohl sie mittelfristig von einer Abschwächung des Franken ausgeht. Vor diesem Hintergrund scheint sie gewillt, eine Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen um nahezu jeden Preis zu verhindern.

    Anders als die SNB sehen die Analysten der Postbank die Schweiz in einer ökonomisch komfortablen Situation: "Die Inflationsrate ist zwar sehr niedrig, wobei allerdings im Kontext mit dem nachhaltigen Wachstum von deflationären Tendenzen keine Rede sein kann. Die Wirtschaft ist extrem wettbewerbsfähig und hat den Aufwertungsschock der Jahre 2010 und 2011 anscheinend komplett überwunden. Von einer Überbewertung scheint der Schweizer Franken angesichts der stetig steigenden Exporte und vor allem auch des sehr hohen Außenhandelsüberschusses der Eidgenossen weit entfernt. Dafür stellt sich aber vor dem Hintergrund des über mehrere Jahre hinweg regen Geldmengenwachstums inzwischen die Frage, ob der geldpolitische Kurs der SNB nicht zu expansiv ist", so Dr. Marco Bargel, Chef-Anlagestratege der Postbank. 

    Verstärkt wird dies durch den starken Anstieg der Immobilienpreise, dem mit den Mitteln der Geldpolitik derzeit nicht begegnet werden kann. Denn jede Straffung der Geldpolitik würde sofort mit dem Ziel einer Stabilisierung des Euro-Franken-Kurses kollidieren. Durch die dann unerlässlichen Interventionen an den Devisenmärkten zulasten des Franken würde aber wiederum die Geldmenge ausgeweitet und das Ziel einer geldpolitischen Straffung konterkariert, mit allen Konsequenzen für die Preisentwicklung bei Vermögenswerten. Ein Ausweg aus dieser Situation ist nicht zu erkennen, solange die Wechselkursbindung an den Euro bestehen bleibt. Und die SNB scheint sogar bereit zu sein, das Dilemma noch zu vertiefen.

    Die Gemengelage könnte sich aber ändern, wenn der Euro gegenüber Drittwährungen deutlich abwerten würde. Unter dieser Bedingung würde nämlich auch die Schweiz zunächst einmal einen Inflationsimpuls über die Importpreise erhalten, was wiederum die Deflationsbefürchtungen der SNB dämpfen sollte. Zudem könnte die Exportwirtschaft unter dieser Voraussetzung auch eine Aufwertung gegenüber dem Euro besser verkraften. Dies sollte dann eine Entscheidung für eine Aufhebung oder zumindest deutliche Anpassung des Wechselkursziels nach unten erleichtern, um auf diese Weise geldpolitische Freiheitsgrade zurückzugewinnen. 

    Allerdings glaubt Marco Bargel nicht an eine schnelle Lösung dieser Frage: "Bis dahin wird wohl noch geraume Zeit vergehen. Der unserer Ansicht nach auf längere Sicht sinnvollen Aufwertung des Franken wird wohl erst einmal die Abwertung vorausgehen." (Postbank)




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