Baader Bond Markets
"Draghi wandelt auf immer schmalerem Grat " - Seite 3
Merkels anderer Gast, Samaras, sieht indessen Griechenland auf Wachstumskurs. Im 3. Quartal werde Hellas aus der Rezession herauskommen, ist er überzeugt. Zu einer möglichen Streckung der Tilgungsfristen für Griechenlands Schulden schwieg sich Samaras freilich aus. Immerhin, die Idee, Griechenland angesichts der angespannten geopolitischen Lage als „Energie-Knotenpunkt" zu entwickeln, zeugt von einem Konzept, wo es mit dem Land hingehen soll. 50 Milliarden Euro will das Land in diesen Bereich investieren.
Die Staatsanleihen aus beiden Ländern sind nach einem stetigen Aufwärtstrend im Laufe des ersten Halbjahrs inzwischen hinter ihre Jahreshochs zurückgefallen. 10-jährige französische Staatsanleihen rentieren derzeit in der Größenordnung von 1,34 Prozent, wie das Beispiel eines Bonds A1ZKFM) zeigt. Die Anleihe, die bis 11/2024 läuft, notierte zuletzt auf einem Niveau von 103,88 Prozent nach ihrem Jahreshoch von 104,87 Prozent am 28. August. Auch Hellas-Bonds präsentieren sich etwas schwächer. Eine griechische Step-up-Anleihe A1G1UB) fiel gestern auf 80,083 Prozent zurück, nachdem sie noch am 8. September ein Jahreshoch von 83,761 Prozent erreicht hatte.
Niedrigzins kostet Deutsche Milliarden
Nach einer Studie der Allianz hat die EZB-Geldpolitik der niedrigen Zinsen den deutschen Sparern seit 2010 Zinsverluste in Höhe von 23 Mrd. Euro eingebracht. Das sind 281 Euro pro Kopf, während
die Menschen in Finnland, Spanien, Irland, Griechenland und Portugal mit rund 1000 Euro pro Kopf oder mehr im Plus liegen. Insgesamt addieren sich demnach die dortigen Gewinne seit Krisenbeginn
auf 97 Milliarden Euro.
Damit rächt sich die deutsche Vorliebe, das Geld vorzugsweise in schwach verzinste Sichteinlagen wie Sparbuch oder Tagesgeldkonto zu stecken. Abwarten und in Lähmung zu verharren, heißt hier
eben Geld verschenken. Denn auch in der Niedrigzinsphase gibt es Alternativen zum Sparbuch, selbst am Rentenmarkt, wo sich bei einem kalkulierten Risiko neue Möglichkeiten durch den Zinsspread
zwischen Europa und den USA beispielsweise bei US-Corporates (siehe Artikel „Anleger entdecken US-Corporates neu“) eröffnet haben. Außerdem konnte der Anleger, der Anfang des Jahres in
Bundesanleihen investiert hat, aufgrund der seitdem vollzogenen Zinssenkungen Kurssteigerungen und Zinseinnahmen in der Größenordnung von 6,6 Prozent generieren.