checkAd

    AKTIEN IM FOKUS 4  1380  0 Kommentare Bauchlandung für Rocket Internet bei Milliarden-Börsengang

    (Neu: Expertenstimme, Schlusskurse)

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Die großen Visionen von Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer ließen die Börse kalt. Weltgrößte Internet-Plattform außerhalb Chinas und der USA? Rund 50 aussichtsreiche junge Internet-Unternehmen unter einem Konzerndach? Eine Zielgruppe von 5,4 Milliarden Menschen? Zog alles nicht bei den Anlegern. Statt eines Kursfeuerwerks gab es beim Börsengang am Donnerstag eine Fehlzündung.

    Anzeige 
    Handeln Sie Ihre Einschätzung zu Zalando SE!
    Short
    28,26€
    Basispreis
    0,21
    Ask
    × 12,60
    Hebel
    Long
    24,61€
    Basispreis
    0,21
    Ask
    × 12,60
    Hebel
    Präsentiert von

    Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf das Disclaimer Dokument. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung.

    Schon dass die Aktie auf dem Ausgabepreis von 42,50 Euro in den Handel ging, war ein Alarmsignal. Dann stürzte der Kurs binnen weniger Minuten auf bis auf 36,66 Euro ab. Am Ende landete die Aktie trotz zwischenzeitlicher Erholung bei 37,00 Euro - ein Raketenstart sieht anders aus.

    LANGFRISTIGES DENKEN

    Mitgründer und Chef Samwer zeigte sich unbeirrt. "Unser Unternehmen ist nicht fokussiert auf den ersten Kurs, auch nicht auf den der ersten Woche oder der ersten Monate", erklärte er auf dem Börsenparkett, während die Aktie abtauchte. "Wir haben einen langfristigen Horizont

    - das hat uns in der Vergangenheit Erfolg gebracht und das wird uns

    auch in der Zukunft Erfolg bringen." Unter dem Rocket-Dach sind Startups mit Schwerpunkt auf Online-Handel und Dienstleistungen gebündelt. In vielen Ländern, in denen sie tätig seien, sei das Internet noch kaum verbreitet. "Das heißt, das Wachstum kommt noch in der Zukunft."

    Schon am Vortag legte der Modehändler Zalando , bei dem die Samwer-Brüder ebenfalls Großaktionäre sind, einen mauen Börsenstart hin. Nach einem ersten Kurssprung landete die Aktie am Ende zurück auf dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Der Donnerstag lieferte Anlegern dann Grund, eher vor Schmerz, denn getreu dem Zalando-Werbemotto vor Glück zu schreien - die Aktie ging mit 19 Euro aus dem Handel, ein Minus von 11,63 Prozent.

    GROSSWETTERLAGE BERÜCKSICHTIGEN

    Auch zu den eingedampften Kursen liegt der Wert von Zalando immer noch in der Nähe von fünf Milliarden Euro und bei Rocket sind es fast sechs Milliarden Euro. Aber für Börsengänge, die im Vorfeld wochenlang als Meilensteine für die deutsche Internet-Wirtschaft zelebriert wurden, fiel der Start sehr ernüchternden aus. Statt sich zuzuprosten, suchten viele Gäste auf dem Parkett nach den Gründen für einen verpatzten Start. Was ist passiert?

    Vielleicht erwischten die beiden Unternehmen mit ihrem Doppelschlag an zwei Tagen in Folge die falsche Woche. Ebola-Panik, Konjunktursorgen: Man müsse die Großwetterlage auch berücksichtigen, sagte Aktienmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. "Die Stimmung am Markt ist einfach schlechter geworden." Jetzt müsse sich erst einmal zeigen, wie sich das Geschäftsmodell entwickele, Internet-Unternehmen zu entwickeln. "Man sollte das Geld, das man jetzt eingenommen hat, ganz massiv dafür einsetzen, weitere Unternehmen an die Börse zu bringen."

    ROCKET NIMMT MILLIARDEN EIN

    Eingenommen hat Rocket tatsächlich eine Menge: Bis zu 1,6 Milliarden Euro, wenn die begleitenden Banken zusätzliche Aktien im Rahmen der üblichen Mehrzuteilungsoption kaufen sollten. Ob es dazu kommt, war am Donnerstag noch offen. Bei Zalando könnten es gut 600 Millionen Euro werden. Die Unternehmen wollen die Erlöse in den Ausbau des Geschäfts stecken.

    Die beim Börsengang veröffentlichten ausführlichen Informationen über das Rocket-Geschäft offenbarten zugleich auch, dass alle großen Beteiligungen der Startup-Fabrik im vergangenen Jahr rote Zahlen schrieben. Vielleicht steckt dahinter ein potenzielles Online-Imperium mit vielen Zalandos - aber im Moment ist das eher ein Versprechen. Zudem hält Rocket an den Unternehmen nur Minderheitsanteile. So wurde der geschätzte Wert der elf größten Beteiligungen mit 4,47 Milliarden Euro angegeben. Der Anteil der Startup-Schmiede daran liege aber nur bei knapp 1,26 Milliarden Euro.

    ERINNERUNGEN AN DEN NEUEN MARKT

    Die Kursentwicklung unmittelbar nach dem Börsenstart zeige sowohl bei Zalando als auch bei Rocket Internet, dass in den Bewertungen nach Ansicht von Analysten eine Menge heiße Luft enthalten ist, sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Die Geschäftsmodelle mögen vielversprechend sein, doch ihren Nachweis müssten sie noch erbringen. Vor allem aber erinnere die milliardenschwere Bewertung an Phasen des Neuen Marktes, als eher Phantasie und Zukunft als Substanz und Gewinne gehandelt wurden.

    Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger verwies zudem darauf, dass der Start im Börsensegment "Entry Standard" mit seinen niedrigen Transparenzvorgaben einige Investoren von einem langfristigen Engagement in Rocket-Aktien abhalte. Zugleich sei es "ein positives Zeichen für die Börse, dass nicht jede Kursübertreibung mitgemacht wird"./nmu/so/DP/la




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    dpa-AFX
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Die Nachrichtenagentur dpa-AFX zählt zu den führenden Anbietern von Finanz- und Wirtschaftsnachrichten in deutscher und englischer Sprache. Gestützt auf ein internationales Agentur-Netzwerk berichtet dpa-AFX unabhängig, zuverlässig und schnell von allen wichtigen Finanzstandorten der Welt.

    Die Nutzung der Inhalte in Form eines RSS-Feeds ist ausschließlich für private und nicht kommerzielle Internetangebote zulässig. Eine dauerhafte Archivierung der dpa-AFX-Nachrichten auf diesen Seiten ist nicht zulässig. Alle Rechte bleiben vorbehalten. (dpa-AFX)
    Mehr anzeigen

    Weitere Artikel des Autors


    Verfasst von dpa-AFX
    AKTIEN IM FOKUS 4 Bauchlandung für Rocket Internet bei Milliarden-Börsengang Die großen Visionen von Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer ließen die Börse kalt. Weltgrößte Internet-Plattform außerhalb Chinas und der USA? Rund 50 aussichtsreiche junge Internet-Unternehmen unter einem Konzerndach? Eine Zielgruppe von 5,4 …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer