Weltwirtschaft
Zu viel billiges Geld und Schulden - Knallt es in den Schwellenländern?
Die globale Wirtschaftslage droht noch prekärer zu werden. Während die Euro-Zone nicht in Schwung kommt, drohen nun auch die Schwellenländer an Elan zu verlieren.
Hoffnung wurde in der Vergangenheit insbesondere in die BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien und China – gesetzt. Sie sollten das in den Industriestaaten lahmende Wachstum ausgleichen und so die Weltkonjunktur in Gang bringen. Doch einzig China scheint der Hoffnung noch gerecht zu werden, schreibt die „Welt“. Das Wachstum dort betrug dem Bericht zufolge zuletzt 7,3 Prozent - aber: weniger als erwartet. Insbesondere Brasilien und Russland seien jedoch in Schwierigkeiten.
„Das ist der neue Normalzustand in den Schwellenländern, und so wird es den Rest des Jahrzehnts bleiben“, zitiert die Zeitung Neil Shearing, Chefstratege Emerging Markets beim Analysehaus Capital Economics. Denn: „Die Emerging Markets gleiten in eine Ära des langsamen Wachstums“, so Shearing. In der Tat: Die Schwellenländer sind so wenig dynamisch, wie zuletzt 2009. Ihr Wachstum geht zurück. Im Juli wuchsen sie um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit lag das Wachstum 0,2 Prozent unter dem Wert des Vormonats.
„Der Wachstumsvorsprung der Emerging Markets gegenüber den Industriestaaten dürfte 2015 so gering ausfallen wie seit 15 Jahren nicht mehr“, sagt Mark Schofield, Stratege bei der US-Bank Citi in London. Das kommt auch an den Börsen an: Der MSCI Emerging Markets habe seit Ende August zehn Prozent verloren, berichtet die „Welt“. Noch härter hat es Schwellenländer in Osteuropa getroffen, deren Papiere um 13 Prozent einbrachen.
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Ein Hauptproblem ist, dass sich die Schwellenländer von dem billigen Geld der Zentralbanken haben verführen lassen. Das Ergebnis sei ein nicht zu leistender Konsum, berichtet die Zeitung. So seien die Leistungsbilanzen vieler Emerging Markets deutlich negativ. Kehren die Zentralbanken von ihrer Politik des billigen Geldes ab, drohen den betroffenen Ländern also noch größere Schwierigkeiten. „Die Staatsfinanzen der Emerging Markets werden heute skeptischer gesehen als noch vor Jahresfrist“, zitiert die Zeitung aus einem Bericht von Morgan Stanley. Die Folge: Die Wachstumsländer müssen höhere Risikoaufschläge auf Staatsanleihen von Industrieländern zahlen. Der zu zahlende Zins liege bis zu 3,5 Prozentpunkte über dem Zins, den Industrieländer zahlen müssen, führt die "Welt" aus.