Baader Bond Markets
"Mario Draghi: Mit dem Mut der Verzweiflung?"
23. Oktober 2014. München (Baader Bank). Die Europäische Zentralbank zündet eine geldpolitische Rakete nach der anderen. Nachdem sie, wie zuvor avisiert, damit begonnen hatte, Covered Bonds
aufzukaufen, erwägt die Notenbank nun auch den Aufkauf von Unternehmensanleihen. „Der Druck in diese Richtung ist hoch", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen mit der Sache vertrauten
Insider. Man habe zwar noch keine konkreten Pläne, heißt es dazu seitens der EZB. Aber schließlich kann dieses neue Instrument, das die EZB eventuell auspacken wird, auch frühestens im ersten
Quartal 2015 eingesetzt werden.
Dennoch ist das Tempo, das EZB-Chef Mario Draghi an den Tag legt, enorm hoch. Hatte er doch erst in den vergangenen Monaten ein ganzes geldpolitisches Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht, wozu
unter anderem Geldspritzen für Banken und der massenhafte Aufkauf von Kreditverbriefungen, so genannte Asset Backed Securities (ABS) sowie von Covered Bonds zählen. Offenbar erscheint der EZB
dieses ganze Instrumentarium als nicht mehr ausreichend, um die einsetzende Konjunkturflaute zu bremsen. Also zündet man die nächste Rakete und will nun auch durch den Erwerb von Corporate Bonds
Geld in die Wirtschaft pumpen. Dabei lässt die EZB jegliche Transparenz vermissen. So bleibt es ein völliges Rätsel, nach welchen Kriterien und welchem Schlüssel die Notenbank hier vorgeht und
Geld verteilt.
Erst am Montag hatte die EZB damit begonnen, kurzlaufende Covered Bonds aufzukaufen. Es wurden unter anderem Titel aus Frankreich und Spanien in Tranchen von 25 Millionen Euro aus dem Markt
genommen. Covered Bonds sind Wertpapiere, die wegen ihrer hohen Deckung als besonders sicher gelten. Offenbar fängt die EZB mit diesen relativ sicheren Papieren an, um sich danach Staatsanleihen,
Kreditverbriefungen und Corporate Bonds zu widmen – Anleihen, die teilweise wesentlich höhere Risiken bergen.
Bundesbankchef Jens Weidmann wird nicht müde, immer wieder davor zu warnen, hier zu große Risiken einzugehen. Vor allem ABS-Käufe sieht er als problematisch an, weil damit Risiken von
Bankbilanzen auf die Bilanz der Notenbank verlagert werden. In der letzten Konsequenz sind es dann die Steuerzahler, die dafür geradestehen müssen. Die EZB hat ihr Wertpapier-Kaufprogramm auf
mindestens zwei Jahre angelegt. Das Potenzial des gesamten Pakets hat Draghi auf rund eine Billion Euro beziffert, was er allerdings nur als theoretisch mögliches Volumen und nicht als Kaufziel
verstanden wissen will.