Aktienmarkt Deutschland
Ohne Wagniskapital keine Top-IT
„Merkel sucht das Festnetz“, „Festnetz ist das neue Neuland“, „Merkel und das dritte F-Wort“. Längst ist das Video, in dem Bundeskanzlerin Angela Merkel während des IT-Gipfels in Hamburg quälend lange nach dem dritten „F des Netzausbaus“ suchte, zum Kult im Internet avanciert.
Böse Zungen sehen in dem charmanten Blackout den Beweis, wie egal der Kanzlerin das Thema Digitalisierung ist. Tatsächlich rangiert Deutschland bei der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen innerhalb Europas unter „ferner liefen“, das Verschicken größerer Datenmengen in ländlichen Gebieten ist mangels Breitbandanschlüssen oft unmöglich. Leider scheint es die Politik nicht eilig zu haben, diesen unwürdigen Zustand in der größten Volkswirtschaft Europas zu beenden.
Auch die Ausführungen von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf dem IT-Gipfel enthielten wenig Neues. Die Pläne eines eigenen Börsensegments für Startups stammen noch von seinem Vorgänger Philipp
Rösler und wurden in PLATOW
Börse bereits vor über einem Jahr thematisiert. Passiert ist seither so gut wie nichts. Dass in Deutschland zu wenig Wagniskapital für wachstumsstarke IT-Firmen bereitstehe, ist eine Binsenweisheit
und hat leider auch mit der hierzulande von vielen Politikern gerne mit polemischen Bemerkungen geförderten Kapitalmarktfeindlichkeit zu tun.
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Immerhin will die Bundesregierung über einen speziellen Fonds 500 Mio. Euro zur Wachstumsfinanzierung lockermachen. Unserer Meinung nach wäre es allerdings wesentlich wichtiger, Investoren steuerliche Anreize zu bieten, wenn sie das Risiko eingehen, Geld in junge Firmen zu stecken. Die Regierung in Berlin ist dazu offenbar bereit, allerdings stellt sich nun Hessens CDU quer. Statt F-Wörter mehr oder weniger fließend herunterzubeten, sollte Merkel besser ein Machtwort sprechen und die „Digitale Agenda“ endlich zur Chefsache machen.