Grabenkämpfe in der AfD
Gauland: „Henkel muss sich fragen, ob er noch zur AfD gehören will“
Vor Kurzem berichtete wallstreet:online über Hans-Olaf Henkel und sein Hadern mit der Alternative für Deutschland (AfD) - eine Partei für die der frühere Vorsitzende des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) im Europaparlament sitzt. Der 74-Jährige äußerte im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Da sitzt man auf einem Parteitag und hört irgendwelche wilden Verschwörungstheorien. Ich werde dann ganz klein und schäme mich in Grund und Boden.“ In der AfD gebe es besonders viele schwierige Typen: „Ideologen, Goldgräber, Karrieristen.“ Das stieße Henkel sauer auf. Es falle ihm schwer „zu akzeptieren, dass Vernunft sich nicht automatisch durchsetzt“.
Bruchlinien in der Alternative für Deutschland
Nun, eine Woche vor der Vorstandsklausur der AfD in Regensburg zeichnet sich ein offener Bruch zwischen den beiden stellvertretenden Parteivorsitzenden Alexander Gauland und Hans-Olaf Henkel ab. „Herr Henkel muss sich fragen, ob er noch zur AfD gehören will, denn will im Grunde genommen eine liberale Partei“, sagte Gauland der Tageszeitung „Die Welt“. Gauland weiter: „Er möchte eine Partei, die die Werte von CDU und FDP, wie er sie sieht, weiter verkörpert. Und das wird mit der AfD nicht gehen.“
Parteivize Gauland regiert damit auf die teils heftige Kritik, die Henkel an der Alternative für Deutschland geübt hatte (siehe: Hans-Olaf Henkel hadert mit der AfD: „Ich schäme mich in Grund und Boden“). Henkel hatte über „Unvernünftige, Unanständige und Intolerante“ in der AfD geklagt. Auch die Bezeichnung von AfD-Mitgliedern als „Ideologen, Goldgräber und Karrieristen“ sowie „Russlandversteher“ könne Gauland nicht nachvollziehen.
Wütender Anruf bei Henkel
Erbost habe Gauland seinen Vorstandskollegen angerufen, schreibt die „Welt“. Er habe wissen wollen, in welche Kategorie Henkel ihn denn einordne, bei den Unvernünftigen, den Unanständigen oder den Intoleranten. Gauland habe zudem gedroht, eine Pressekonferenz zur Klärung einzuberufen.
Bei seinen Besuchen an der Basis gewinne er zunehmend den Eindruck, dass sich das National-Konservative oder National-Liberale als Markenkern der AfD herausschäle. Das Patriotische, so Gauland, sei das verbindende Element der AfD.
Lesen Sie auch
Fruchtbarer Boden durch "mediales Klima"
Heftige Kritik übte Gauland an den Medien. Das mediale Klima im Land habe sich grundlegend verändert. „Wenn einer heute bei uns so argumentieren würde wie einst Franz-Josef Strauß oder Alfred Dregger, müssten wir ihn glatt aus der Partei ausschließen“, sagt Gauland der "Welt" und fügte hinzu: „Man kann sagen: Je weiter wir von den fürchterlichen Jahren zwischen 1933 und 1945 weg sind, desto gegenwärtiger erscheinen sie.“ Die AfD sei in gewisser Weise die Reaktion auf diese Entwicklung.