Happy Snapcash-ing?
Snapcash: Geldtransfer mit Snapchat-App - Überweisung im Chatfenster
„Haste mal nen Euro?“, diese Frage könnte bald „spontan“ und „kinderleicht“ beantwortet werden, oder wie es im Englischen heißt: „snap“. Mit Snapcash will der Kurznachrichtendienst Snapchat den mobilen Geldtransfer aufmischen und ihn „fast, fun, and incredibly simple“ machen.
„Fast, fun, and incredibly simple“- So beschreibt der Kurznachrichtendienst Snapchat seinen jüngsten Coup. Snapcash heißt er und soll den Nutzern künftig das Überweisen von Geldbeträgen über die Snapchat-App ermöglichen. Was man dafür tun muss? Einfach den Chat aufrufen, das Dollar-Zeichen, gefolgt von dem gewünschten Betrag, eingeben und die grüne Taste drücken, schreibt Snapchat in einem am Montag veröffentlichten Blogeintrag.
Snapcash ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit Snapchats mit der Firma Square Cash, welche die eigentliche Abwicklung der Zahlung übernimmt. Entsprechend würden die Bankdaten der Teilnehmer „securely stored“ bei Square Cash hinterlegt werden, bei Snapchat selbst wird angeblich nichts gespeichert. Natürlich, denn das gehört bei Snapchat bekanntlich zur Firmenphilosophie.
Selbstzerstörungsfunktion mit Fragezeichen
Der Kurznachrichtendienst wirbt mit einer Selbstzerstörungsfunktion der verschickten Chatinhalte und hat damit einer Zeit, in der über das „Recht auf Vergessen“ debattiert wird, einen Volltreffer gelandet. Innerhalb von nur einem Jahr kletterte der Marktwert des von Robert Murphy und Evan Spiegel im Jahr 2011 gegründeten Unternehmens von 2 auf 10 Milliarden US-Dollar. Und das, obwohl Experten immer wieder die Selbstzerstörungsfunktion anzweifeln. Snapchat-Nutzer könnten zwar Bilder und Nachrichten verschicken, die sich nach kurzer Zeit selbst löschen – allerdings nur in der Theorie. Tatsächlich ließen sich die Daten mit relativ einfachen Mitteln wieder herstellen, so ihre Kritik.
Dem Erfolg von Snapchat tut das offenbar keinen Abbruch. Sicherheitslücken können den Kurznachrichtendienst ebenso wenig bremsen wie die intransparente Firmenpolitik. (Lesen Sie hierzu: Snapchat: Viele Gerüchte, kaum Fakten – doch der Marktwert klettert auf 10 Milliarden Dollar)
Snapchat schneller als Facebook
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Der Ausbau seines Geschäftsmodells hin zu einem Finanzdienstleister könnte Snapchat endgültig auf den Thron der Tech-Start-Ups hieven. Denn längst liebäugeln auch andere mit einem Einstieg in den Zahlungsverkehr. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll Snapchat mit seinem Vorstoß seinem Konkurrenten Facebook zuvorgekommen sein, der ein ähnliches Angebot plane. Im Softwarecode des neuen Facebook-Messengers hätten Fachleute eine verborgene Funktion entdeckt, mit der man Geld an einen Facebook-Freund senden könne, so der Bericht.
Zunächst nur in den USA
Deutsche Snapchat-Nutzer müssen sich allerdings gedulden, ehe sie in den Genuss von Snapcash kommen. Aktuell sei Snapcash nur für Snapchatters in den USA verfügbar und auch dort nur für diejenigen, die volljährig und im Besitz einer Debit-Karte sind, schreibt Snapcash und wünscht: „Happy Snapcash-ing!“
Fragt sich nur, ob Snapcash tatsächlich so „fast, fun, and incredibly simple“ funktioniert, wie Snapchat uns glauben lassen will, oder ob der Geldtransfer per Snapchat-App am Ende vor allem eins wird: incredibly insecure mit eingebauter Cash-Selbstzerstörungsfunktion.
(Lesen Sie außerdem: Siegeszug der Fintechs - Ist das traditionelle Bankengeschäft am Ende?)