Devisen - Währungen
Abwertungskampf an den Devisenmärkten in vollem Gang?
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Das globale Wachstum lahmt. Infolgedessen spitzt sich auch der weltweite Währungskrieg immer weiter zu. Notenbanken in China, Japan und vielen weiteren Ländern greifen vehement in die
Devisenmärkte ein. Ganz vorne in Sachen Währungskampf ist jedoch ein relativ kleines Land: Die Schweiz.
Bereits im September 2011 hat sich die Schweizer Nationalbank (SNB) eine Grenze gesetzt, die der Franken nicht überqueren darf. Für einen Euro, so die Maßgabe der SNB, dürfe man nicht weniger als
1,20 Franken erhalten. Hintergrund: Je weniger Franken man für einen Euro erhält, desto „teurer“ ist die Schweizer Währung. Eine teure Währung jedoch möchte sich in Zeiten fehlenden globalen
Wachstums kaum eine Nation leisten. Zwar erleichtert eine teure Währung Importe – Schweizer müssten ja schließlich immer weniger Franken für einen Euro zahlen, je teurer der Franken –, doch
erschwert sie die Exporte.
Motiv ist die eigene, internationale Wettbewerbsfähigkeit
Das Motiv der Schweizer ist klar: Ist der Franken im Vergleich zum Euro zu teuer, ist die Industrie weniger wettbewerbsfähig. Denn die Schweiz ist bekanntlich von Euro-Ländern umgeben. Ein teurer
Franken führt zu weniger Aufträgen aus dem Ausland. Das wiederum führt dazu, dass die Preise innerhalb der Schweiz, also in Franken, sinken, da Unternehmen auf diesem Wege versuchen, möglichen
Auftraggebern wegen der Last des „teuren“ Franken entgegenzukommen. Sinkende Preise jedoch lahmen die Wirtschaft und hindern so Wachstumsversuche der Wirtschaft.
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„Die Nationalbank hat den Franken durch ihre Politik de facto an den Euro gebunden und die Schweiz deutlich näher an die Währungsunion herangerückt“, zitiert das Blatt Axel Merk, Investmentstratege
bei Merk Investments. Die Geldpolitik der SNB steht deswegen auch im Mittelpunkt des Goldreferendums am 30. November. Ziel der Initiatoren ist es, den Franken wieder ans Gold – statt an den Euro –
zu binden, berichtet die „Welt“. In gewisser
Weise, so die Zeitung weiter, sei das Referendum somit auch ein Votum für oder gegen die „‘Euroisierung‘ der Schweiz“ (mehr zum Goldreferendum siehe: "Schweizer Goldreferendum - Doch nicht alles Gold was glänzt?").
Seit 2011 also greift die SNB immer dann ein, wenn der Franken unter die Grenze zu fallen droht. Unter solchen Eingriffen sind Käufe der Notenbank zu verstehen. Durch diese Käufe schwemmt sie
Franken auf die Märkte. Dieses höhere Angebot an Franken führt dann - so die Theorie - dazu, dass der Preis des Franken, in diesem Falle also der Währungskurs, sinkt. Gleichzeitig aber steigt die
Bilanzsumme der Notenbank. Im Fall der SNB liegt sie bereits bei 522 Milliarden Franken. Das entspricht laut „Welt“ 84 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Schweiz.
Die Schweiz: In Sachen Währungskampf einsame Spitze
Doch die Schweiz ist bei Weitem nicht das Einzige Land, das den Preis seiner Währung künstlich drückt, um die heimische Wirtschaft zu entlasten. In keinem anderen Land jedoch sind die Eingriffe im
Vergleich zum BIP derart gigantisch, schreibt die Zeitung. China greift ebenfalls seit vielen Jahren in die Devisenmärkte ein. Da sich aber auch ihre Volkswirtschaft stark vergrößert hat,
entspricht die Bilanzsumme der People´s Bank of China „nur“ 59 Prozent des BIP. Trotz des Abstandes zur Schweiz liegt China in diesem Ranking auf Platz zwei. Die Notenbanken der USA, Großbritannien
und auch der Eurozone haben dem Bericht zufolge allesamt Bilanzvolumina unter 30 Prozent des BIP.
Bleibt zu guter Letzt noch die Frage, auf Wessen Schultern dieser Kampf um günstige Währungen ausgetragen wird. Die Antwort dürfte eigentlich kaum Einen überraschen. Immer
mehr Anleihekäufe der Notenbanken führen zu immer niedrigeren Zinsen. Viele Sparer dürfte der Gedanke, dass auch die Europäische Zentralbank womöglich bald in diesen Wettkampf einsteigen dürfte,
nicht gerade zu großem Jubel verleiten.
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