Kalter Krieg
Horst Teltschik kritisiert Russland-Politik der Bundesregierung
Einer der Initiatoren des Aufrufs „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“, der frühere Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl, Horst Teltschik, wehrt sich gegen Kritik am Appell der mehr als 60 Unterzeichner.
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Die nach dem Aufruf geäußerte Kritik beziehe sich lediglich „auf einzelne Aussagen, Formulierungen oder auf bestimmte Unterzeichner“, sagte Teltschik im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT.
„Die Kritiker sollten sich an den Kalten Krieg erinnern und an die damals sehr konkreten Kriegsgefahren. Die Antwort der Nato lautete seit 1967: Sicherheit und eine Politik des Dialoges und der
Zusammenarbeit sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Darum geht es auch heute.“
In Deutschland störe ihn „die Tonlage und die Richtung der öffentlichen Diskussion“, so Teltschik: „Sie erschöpft sich weitgehend darin, Russland zu kritisieren und von Kaltem Krieg zu sprechen.
Und mit Gegenmaßnahmen zu drohen, die wir nicht einmal im Kalten Krieg nicht ergriffen haben.“
Teltschik kritisiert vor allem Angela Merkel: „Ich frage mich bei der Kanzlerin immer, worüber sie mit Putin eigentlich spricht. Was bereden sie, wenn sie mit ihm telefoniert? Hat sie einen
Ansatzpunkt, um aus dem Konflikt herauszukommen? Und wie stellt sie sich die künftige Zusammenarbeit mit Russland vor?“
Seine Sorge sei, dass „nun alles kaputtgemacht wird, weil man glaubt, den Russen um jeden Preis zeigen zu müssen, dass sie die Aggressoren sind und ihr politisches System für uns inakzeptabel
ist.“
Teltschik forderte von Merkel, auf Putin zuzugehen: „Sie sollte in ihren langen Gesprächen mit Putin einen Vorschlag machen, was bilateral oder auf der Ebene zwischen der EU und Russland oder
zwischen der Nato und Russland ein Schritt sein könnte, um aus dem Schlamassel in der Ukraine rauszukommen. Sie muss ihm ein Angebot machen.“