Aktien Europa
Märkte berappeln sich langsam - Aber Unsicherheiten bleiben
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag die Schwäche der vergangenen Tage zunächst abgeschüttelt. Der EuroStoxx 50 gewann am Vormittag 0,26 Prozent auf 3159,02 Punkte. In der laufenden Woche hat der Leitindex der Eurozone bisher jeden Handelstag mit Verlusten abgeschlossen. Der CAC 40 in Paris stieg zuletzt um 0,08 Prozent auf 4231,48 Punkte, der Londoner FTSE 100 hingegen lag mit leicht mit 0,06 Prozent im Minus bei 6496,00 Punkten.
Überschwänglich ist die Stimmung an den Handelsplätzen damit aber nicht, die Anleger sehen nach Aussagen von Händlern weiter den sinkenden Ölpreis als möglichen Belastungsfaktor. Der sei schließlich nicht nur einem Überangebot geschuldet, sondern auch einer schwächelnden Nachfrage, sagte Marktstratege Chris Weston vom Broker IG. Das deutet auf ein zögerliches Tempo der Weltwirtschaft hin. Trotz der Unsicherheiten seien die Gründe fürs Investieren aber nicht verflogen, sagte ein Portfoliomanager in Genf. Die US-Wirtschaft zeige starke Signale, und auch Europa sei auf dem Weg der Besserung.
Vorne mit dabei bei den Branchen waren die Handelskonzerne, deren Subindex im breit angelegten Index Stoxx 600 Europe mit plus 0,8 Prozent an der Spitze lag. Der spanische Textilienhändler Inditex hatte mit kräftigem Wachstum gepunktet und zog an der Eurostoxx-Spitze mehr als 3 Prozent an. Die Umsätze des Zara-Mutterkonzerns und H&M-Rivalen legten in den ersten neuen Monaten um 7 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro zu. Operativ und unter dem Strich blieb auch etwas mehr Gewinn hängen.
Ebenfalls obenauf war der Telekomsektor mit einem Plus von einem guten halben Prozent. In der Branche sorgte erneut Übernahmefantasie für Schwung. Die spanische Telefonica will Spekulationen zufolge mit Partnern dem italienischen Telefonprimus Telecom Italia seinen brasilianischen Mobilfunker abkaufen - und dafür Milliarden Dollar auf den Tisch legen. Die ansonsten eher gebeutelten Aktionäre von Telecom Italia freuten sich: Ihre Titel zogen in Mailand um mehr als 3 Prozent an. Telefonica-Anteile lagen in Madrid knapp im Plus.
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Rohstoffwerte gerieten dagegen deutlich unter Druck, der Branchenindex verlor mehr als anderthalb Prozent. Fallende Preise von Eisenerz und anderen Rohstoffen fordern damit weiter ihren Tribut. Glencore verloren in London rund 3 Prozent, Anglo American zweieinhalb Prozent. Bei Anglo kam noch eine Verkaufsempfehlung der Analysten der französischen Investmentbank Exane BNP hinzu.
Airbus-Aktien waren erneut Schlusslicht im Eurostoxx mit minus knapp 3 Prozent. Am Vortag bereits hatten die Papiere des europäischen Flugzeugbauers fast 10 Prozent verloren, weil der Konzern auf seinem Investorentag gleich mehrfach enttäuschte: Zum einen erwischte eine Lieferverzögerung beim A350 die Anleger kalt, zum anderen werteten Analysten die Aussagen von Konzernchef Tom Enders zum Gewinn 2016 als schwach. Zudem steht der Großraumflieger A380 auf dem Prüfstand./men/das