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     1737  0 Kommentare Was für ein Knall

    Meine Güte, wie ärgerlich. Da hatte ich immer schon über den Kauf einer Anleihe in Schweizer Franken nachgedacht, vor allem aus Sicherheitsgründen, es dann aber wegen der Kursdeckelung nicht gemacht. Und jetzt diese Explosion. Immerhin hat wenigstens mein Witwen-und Waisen-Papier Nestlé unter dem Strich auf Euro-Basis zehn Prozent zugelegt.

     

    Andere hat es da weit schlimmer erwischt. Ich denke an die Broker. Zuerst verstehe ich die Brisanz dahinter nicht, doch Jochen Steffens erklärt das in seinem Newsletter bestens: Bei Termingeschäften muss riesiger Nachschuss geleistet werden, weil die Positionen so schnell, wie die Kurse sich bewegten, gar nicht liquidiert werden konnten.

     

    Diesen Nachschuss muss der Broker sofort leisten, wohingegen das Eintreiben dieser Forderungen bei den Kunden Zeit braucht. Dadurch ist der Broker, wenn die Verluste das Kapital übersteigen, gezwungen, Insolvenz anzumelden. Eine harte Geschichte.

     

    Aber was hätte die Schweizerische Nationalbank auf Dauer auch machen sollen? Ihre Situation glich derjenigen der Deutschen Bundesbank im System der festen Wechselkurse der sechziger und siebziger Jahre, als teilweise sogar die Devisenbörsen geschlossen wurden, weil die Bundesbank sich nicht mehr in der Lage sah, alle Dollars aufzunehmen, um den Wechselkurs zu halten.

     

    Genauso war es jetzt wohl auch für die Schweizer Notenbank. Sie ist bis oben hin voll mit Euros. Und spiegelbildlich musste daher die Emission an Schweizer Franken explodieren. So etwas ist nicht auf ewig auszuhalten.

     

    Deshalb ist man schließlich von der Festlegung, den Kurs des Schweizer Franken zum Euro fix zu halten, abgegangen. Das ging natürlich nur spontan, mit Vorankündigung wäre es noch schwieriger geworden. So ist es eben, wenn man versucht, die Marktkräfte aufzuhalten.

     

    Ich hoffe nur, dass sich in der Folge nicht doch noch irgendwo eine große Schieflage ergibt. Von Polen beispielsweise weiß man, dass dort 700.000 Bürger Kredite in Schweizer Franken aufgenommen hatten. Und wer weiß, vielleicht ist der griechische Staat ja auf dieselbe Idee gekommen ….

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Was für ein Knall Aber was hätte die Schweizer Notenbank auf Dauer auch machen sollen?