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     2923  1 Kommentar Negativzinsen – wie weit noch? - Seite 3

    Historisch gibt es wenig Vorbilder für negative Zinsen. Selbst nach 1929 blieben die kurzfristigen US-Renditen bei Null festgetackert (sie kamen von 5,8% im Jahre 1920 her und lagen noch im Mai 1929 bei 5,1%).

    Hinsichtlich des aktuellen Ausmasses der Liquiditätsschwemme gibt es ebenfalls keine wirklichen historischen Vorbilder, sie ist in Verbindung mit niedriger und sinkender Inflation die Rahmenbedingung für negative Zinsen. Gründe dafür, dass man als Investor, der über große Summen verfügt, negative Zinsen in Kauf nimmt, gibt es einige. Zunächst ist auch die Cash-Haltung großer Summe außerhalb des Bankensystems mit Kosten verbunden, weil man sich das Geld nicht mal so eben unter das Kopfkissen legen kann. Bankeinlagen sind unter Sicherheitsaspekten keine Alternative, die Einlagenversicherung gilt nur bis 100.000 Euro. Zudem kann bei sinkendem Preisniveau der reale Ertrag auch bei negativen Zinsen noch positiv sein; zumindest Kapitalerhalt ist da eine realistische Perspektive. Und schließlich lassen sich auch bei negativen Zinsen noch positive Erträge erwirtschaften, schließlich steigen die Anleihekurse mit sinkenden Zinsen weiter an. Und das führt zurück zu der Bemerkung weiter oben – und der Ertrag ist noch deutlich steigerungsfähig, wenn man die Investition hebelt. Negative Zinsen führen aber dazu, dass insbesondere Staatsanleihen ihren Charakter als permantes sicheres Zinseinkommen immer mehr verlieren und zu Trading-Objekten werden. Diese Entwicklung haben etwa Aktien vor einigen Dekaden bereits vorgezeichnet, als der Dividenden-Aspekt in den Hintergrund trat. Rohstoffe werden seit Mitte der 1990er Jahre ebenfalls zunehmend unter diesem Aspekt gesehen. Die Entwicklung im Anleihenbereich hat aber ungleich stärkere und weitergehende Auswirkungen, weil dies eine kalte Enteignung der Sparer bedeutet und die Alterversorgung massiv gefährdet.

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    Es gibt eine Reihe von Gründen für die relativ hohen US-Renditen. Zum einen dienen US-Staatsanleihen wie auch der Dollar als sicherer Hafen. Wir leben in unsicheren Zeiten. Deflation, zumindest disinflationäre Tendenzen und damit verbunden sinkende bis negative Renditen in vielen Ländern machen US-Treasuries relativ attraktiv. QE-Maßnahmen in der Eurozone und in Japan schaffen Geld, das in US-Staatsanleihen investiert wird. Der festere Dollar (besser die schwächeren Euros und Yens) machen eine Investition in den USA zusätzlich attraktiv. So lag etwa die ausländische Nachfrage nach Treasurys im Dezember bei 50%. Die Fed kauft keine Staatsanleihen mehr, Ausländer springen ein, aber auch einheimische private Anleger, wie US-Banken. Bedingt durch neue Regeln müssen die größten Banken mehr liquide Assets halten, von denen 60% durch Staatsanleihen besichert sein müssen. Unternehmensanleihen werden nur noch zur Hälfte als liquide (=sicher) eingestuft. Pensionsfonds und Lebensversicherungen sehen Treasuries weiterhin als attraktiv an, um ihre Verpflichtungen erfüllen zu können.

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