Griechenland - Schuldenstreit
US-Top-Ökonom warnt: Gefahren eines "Grexit" weitaus schlimmer - Euro war ein Fehler!
Die neue Woche beginnt und erneut drängt die Frage, wie der Schuldenstreit zwischen den Euro-Ländern und Griechenland ausgehen mag. Der US-Ökonom Barry Eichengreen warnt davor, die Gefahren
eines „Grexit“ zu unterschätzen. Zwar sei der Euro ein Fehler gewesen, doch erzwinge die derzeitige Situation eine Rettung Griechenlands.
Zu Wochenbeginn kommen die EU-Finanzminister erneut in Brüssel zusammen, um einer Lösung im griechischen Schuldenstreit näher zu kommen. Wie wallstreet:online berichtete, droht eine Einigung immer
weiter in die Ferne zu rücken( siehe: Von einem anderen Planeten...Hilft am Ende
nur griechische Parallelwährung?).
Im Interview mit der „Welt“ warnt der US-Ökonom Barry
Eichengreen davor, die politischen und ökonomischen Folgen eines „Grexit“ zu unterschätzen. Auch wenn Griechenland selbst verhältnismäßig klein sei, könne ein Austritt aus der Euro-Zone verheerende
Folgen haben. Zumal er erhebliche Ansteckungsgefahren mit sich ziehe.
Eichengreen: Vertrauen in das Gemeinschaftsprojekt Euro essentiell
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Deshalb müsse es vor allem darum gehen, das Vertrauen in das Gemeinschaftsprojekt zu stärken, so Eichengreen. „Wenn portugiesische Familien oder spanische Unternehmen sehen, wie aus Euro wieder
Drachmen werden, werden sie ihr Geld vom Konto holen. Das könnte sich zu einem Ansturm auf die Banken ausweiten. Investoren würden über den nächsten Austrittskandidaten spekulieren“, so Eichengreen
in der „Welt am Sonntag“.
"Zinszahlungen an das Wirtschaftswachstum koppeln"
Neben den ökonomischen Aspekten betont Eichengreen den „symbolischen und geostrategischen Wert“ des Euro. Ein Austritt Griechenlands habe deswegen weit höhere Kosten, als es die Regierungen der
Euro-Zone suggerierten. Auch wenn der Euro aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen sei, dürfe ein „Auseinanderbrechen“ der Währungszone nicht riskiert werden. Umso
wichtiger sei es, das Land vor dem Bankrott zu bewahren. Der Ökonom schlägt vor, „die Zinszahlungen der Anleihen an das Wirtschaftswachstum zu koppeln“. Griechenland müsste
in diesem Fall nur dann Zahlungen leisten, wenn die Wirtschaft wächst. So würde dem Land geholfen ohne die „deutschen Steuerzahler“ zusätzlich zu belasten.
Auch Finanzmärkte neigen zur Unterschätzung der Gefahren
Doch die Politiker seien bisweilen nicht die einzigen, die die Folgen unterschätzen, ergänzt der Geldhistoriker von der University of California in Berkeley. Er kritisiert, auch die Finanzmärkte
würden zu einer Unterschätzung der Gefahren tendieren. „Meine Erfahrung als Geldhistoriker hat mich gelehrt, dass sich die Märkte immer entspannt zeigen, bis sie es plötzlich nicht mehr sind“, so
Eichengreen. „Ob nun der Bankenkrach von 2008 oder die Schwellenländerkrisen Ende der 90er-Jahre: Jeder kann seine Lieblings-Finanzkrise heraussuchen und wird feststellen, dass Märkte kein wirklich
guter Krisenindikator sind. Im Vorfeld waren die Akteure immer viel zu lange viel zu entspannt und gerieten später in völlige Panik.“