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    Zurück zur Konjunktur  1367  0 Kommentare Politik funktioniert nicht unabhängig von finanziellen Spielräumen

    Die Politik hat dieses Jahr nun stark genug dominiert. Griechenland ist seit Jahresbeginn ein Dauerthema. Die Ukraine und der Russlandkonflikt sind es ebenso. Die Wahlen im Vereinigten Königreich und in Spanien werfen auch schon ihren Schatten voraus. Die geldpolitischen Entscheidungen in der Schweiz, Euroland, USA und China kommen hinzu. Bei all diesen Themen geraten die darunterliegenden Konjunkturdaten zu stark in den Hintergrund. Zu leicht wird vergessen, dass es die Konjunktur ist, die auch finanzielle Gestaltungsspielräume für die Politik schafft. Kurzfristig kann die Kausalität auch einmal anders herum sein; mittelfristig ist es aber schwierig, Politik unabhängig vom eigenen finanziellen Spielraum zu betreiben. Dies musste auch die griechische Regierung inzwischen erkennen. Die Fed hat dies schon längst getan. Absolute Versprechen, wie lange die Zinsen auf den Tiefständen verharren gibt es nicht mehr.

    So signalisierte Janet Yellen auf ihrer Anhörung vor dem US-Kongress letzte Woche erneut, dass es auf die Konjunkturdaten nun ankomme. Und damit ist diese Woche gut bestückt. Neben den ISM-Indices steht in den USA vor allem der Arbeitsmarktbericht am Freitag auf der Agenda. Nur verwirren lassen sollte man sich nicht von den Daten: Wenn heute das Schweizer Wachstum für das letzte Quartal veröffentlicht wird, ist das keine gute Standortbestimmung. Mit der Wechselkursfreigabe wird die Konjunktur im 1. Quartal deutlich schlechter ausfallen. Einen Vorgeschmack darauf hat gestern bereits der Schweizer Einkaufsmanagerindex gegeben, der auf 47.3 eingebrochen ist. Diese Tendenz dürfte sich in den nächsten Monaten fortsetzen, sodass es hierzulande nur noch darum gehen sollte, wie tief der Produktionsrückgang im ersten Halbjahr ausfallen wird. Helfen könnten diesbezüglich endlich wieder einmal die Nachbarländer.

    Allen voran Deutschland weist wieder eine ordentliche Dynamik auf. Der private Konsum boomte bereits im letzten Quartal 2014 und die niedrigen Zinsen, die gefallenen Rohstoffpreise und die ersten erfreulich hohen Lohnabschlüsse deuten darauf hin, dass der private Verbrauch auch 2015 stark bleiben sollte. Die im Januar milde Witterung dürfte dem Bau geholfen haben und die starken Auftragseingänge im Dezember sollten die industrielle Erzeugung angekurbelt haben. Profitieren vom besseren konjunkturellen Umfeld dürfte allerdings auch der Dienstleistungssektor, für den morgen die finalen Daten der Einkaufsmanagerindizes für Februar veröffentlicht werden, die sich in Gesamteuroland weiter nach oben orientieren sollten. Und zu hoffen ist, dass all die grünen Sprossen, die in den Konjunkturdaten aktuell in Euroland zu erkennen sind, nicht wieder von der EZB verdrängt werden, die mit ihrer Sitzung am Donnerstag wieder in den Nachrichten-Fokus geraten wird. 






    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Zurück zur Konjunktur Politik funktioniert nicht unabhängig von finanziellen Spielräumen Die Politik hat dieses Jahr stark genug dominiert. Griechenland ist ein Dauerthema. Die Ukraine und der Russlandkonflikt sind es ebenso. Zu leicht wird vergessen, dass es die Konjunktur ist, die auch finanzielle Gestaltungsspielräume für die Politik schafft.

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