checkAd

     2604  5 Kommentare Die größte Hausse verschlafen

    Mein Ärger ist immer noch riesig – und kommt eigentlich jetzt erst richtig hervor – diese Riesen-Hausse mit Ansage und kostenlosem Draghi-Put komplett verschlafen zu haben.

     

    Eigentlich kann ich mich ja mit einer Aktienquote von 60 % (und einer ausgestoppten Absicherung seit 9.500 Punkten im Dax) nicht beschweren.

     

    Doch was sind die 20 Prozent plus im Dax verglichen mit dem beinahe Doppelten, das man gleichzeitig im Bondmarkt mit den langlaufenden Staatsanleihen machen konnte?

     

    Vor allem, wo diese Hausse mit Ansage und einem Garantieversprechen seitens der EZB läuft.

     

    Es heißt normalerweise, an der Börse wird nicht geklingelt. Hier wurde aber doch geklingelt. Und nicht nur das: Die EZB hat zeitgleich eine Garantie ausgesprochen. Doch ich habe das alles verpennt und nichts davon gehört, jedenfalls nicht wirklich. In meinem Kopf ist nichts angekommen.

     

    Wenn ich mir alle Staatsanleihen der EU-Länder in Euro durchschaue – mit der Ausnahme von Griechenland und Zypern –, finde ich nur zwei, die in der Rendite noch eine 2 vor dem Komma tragen. Das sind die beiden langlaufenden Portugal-Anleihen.

     

    Alle anderen liegen tiefer in der Rendite, auch Italien, Spanien und Irland. Unsere Bundeanleihen weisen dagegen sogar im 30-Jahres-Bereich vor dem Komma bereits eine Null hinsichtlich der Rendite auf.

     

    Doch ist das bereits das Ende? Die EZB hat doch gerade angefangen!

     

    Ich habe einmal für die 30-jährige Portugalanleihe gerechnet. Sie steht derzeit bei 141 % des Nennwertes, was eine aktuelle Rendite von 2,2 Prozent p.a. bringt. Würde die Rendite im Zuge weiterer EZB-Käufe nun auf 1 Prozent gedrückt werden, stiege der Kurs auf 180 % des Nennwertes.

     

    Ich denke, das ist eine Überlegung wert.

     

     


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    Die größte Hausse verschlafen Anleihen haben doppelt so viel gebracht wie Aktien