Baader Bank Investmentthema
"Anleger setzen auf Zinssenkung in China"
19. März 2015. MÜNCHEN (Baader Bank). Ungeachtet der konjunkturellen Abkühlung befinden sich die chinesischen Aktienmärkte im Aufwind. Der marktbreite Shanghai Composite notiert nach einer
zwischenzeitlichen Konsolidierung in der Nähe des 52-Wochen-Hochs bei rund 3.400 Punkten. Der CSI 300 Index, der die 300 größten Werte an den Börsen in Shanghai und Shenzhen abbildet, steht bei
3.593 Punkten und damit auf einem Sechs-Wochen-Hoch. Das ist ungewöhnlich, deuten doch die aktuellen Wirtschaftsdaten an, dass sich die Konjunktur auch im ersten Quartal weiter abgekühlt
hat.
Das Wachstum der Industrieproduktion hat sich im Januar und Februar auf 6,8 Prozent verlangsamt. Analysten hatten zuvor eine Anstiegsrate von rund 8 Prozent erwartet. Da die Binnennachfrage und
die Konsumkräfte eher lahmen, sind die Importe im Zweimonatszeitraum Januar und Februar um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Die Einzelhandelsumsätze wiesen mit einem Plus von 10,7
Prozent die schwächste Dynamik seit rund zehn Jahren auf. Experten weisen darauf hin, dass die Schwäche am Immobilienmarkt zu einer Drosselung der Anlageinvestitionen führt. Letztlich bremst dies
das chinesische Wirtschaftswachstum.
Warum also steigt der Aktienmarkt? Anleger wie Analysten sind der Meinung, dass die chinesische Regierung in erster Linie monetäre Maßnahmen ergreifen wird, um einer Wachstumsdelle im ersten
Quartal zu begegnen. Sie wetten auf eine erneute Leitzinssenkung um 25 Basispunkte. Die Zentralbank hatte zu dieser Maßnahme im November und zuletzt Anfang März gegriffen. Die Zinssenkung hatte
im November noch eine gigantische Aktienmarkthausse ausgelöst. Vor allem Millionen chinesischer Kleinanleger fühlten sich angesprochen und investierten Milliardenbeträge in den Markt.
Eine ähnliche Reaktion blieb nach einer weiteren geldpolitischen Lockerung im März aus. Der Einlagenzins ist vor wenigen Tagen um 25 Basispunkte auf 2,50 Prozent und der Ausleihungssatz um 25 Basispunkte auf 5,35 Prozent gesunken. Allerdings weisen Daten darauf hin, dass die Zinspolitik der People’s Bank of China tatsächlich ihre Wirkung entfaltet und die Neukreditvergabe ankurbelt. Da sich die Schattenbankaktivität in Grenzen hielt, wird mit einem offensiveren Vorgehen der Zentralbank gerechnet, um durch weitere Lockerungsschritte die Deflationsgefahr abzuwenden. Unter anderem könnten schon in diesem Jahr die Zinsen auf Bankeinlagen freigegeben werden. Überdies sollen kleinere und mittlere Startups leichter an Kredite kommen. Auf positive Resonanz stieß auch der Plan eines Schuldenswap. Kommunalanleihen im Volumen von 1 Milliarde Yuan sollen gegen neue Schuldtitel getauscht werden. Damit soll das Problem notleidender Kredite gelöst werden.