Grüner Fisher
Die Zinsen sind weg!
1. April 2015. FRANKFURT (Grüner Fisher). Die neue Normalität: Nullzinsen. Noch 2008 notierte der Leitzins der EZB bei 4 Prozent, dieser wurde im Rahmen der Weltwirtschaftskrise jedoch zügig auf
ein Prozent gesenkt. Seit 4. September 2014 beträgt der europäische Leitzins nur noch marginale 0,05 Prozent. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Das Anleihekaufprogramm der EZB hat gerade erst
Fahrt aufgenommen. Was den Zinszyklus angeht, sind die USA den Europäern somit um einige Schritte voraus: Nach über sechs Jahren wird die FED die Zinsspanne von 0 Prozent bis
0,25 Prozent wohl wieder nach oben verlassen.
So weit ist die EZB noch lange nicht. Die expansive Geldpolitik hat keinen attraktiven Ruf, aber sie ist in der aktuellen Phase weiter unumgänglich. Eine europäische Zinserhöhung in naher
Zukunft? Undenkbar. Der pragmatische Ansatz der Zentralbank lautet deshalb weiterhin: Stabilisierung und Entlastung.
Die Zinsen sind weg – alles negativ?
Der Vermögenserhalt kann derzeit durch „konservative“ Anlagen nicht mehr gesichert werden. Eine unangenehme Situation insbesondere für deutsche Anleger, die ihre Sparmentalität widerwillig
überdenken müssen. Das Niedrigzinsumfeld wird sehr negativ wahrgenommen. Gesammelte Meinungen: Mit Anleihen ist nichts zu verdienen, das Vermögen wird entwertet, die Konjunktur in der Eurozone
ist nicht zu retten, die Geldpolitik der EZB ist gefährlich.
Zu den Fakten: Die Geldpolitik der EZB hat wertvollen Spielraum für Unternehmen und Staaten gleichermaßen geschaffen. Vor vier Jahren gipfelte die Angst, dass die Eurozone kollabieren könnte.
Spanien und Italien mussten 7 Prozent Zinsen bezahlen, wenn sie sich am Kapitalmarkt refinanzieren wollten. Frankreich befand sich am Scheideweg: Zehnjährige Staatsanleihen rentierten deutlich über drei Prozent. Heute: Spanien 1,29 Prozent, Italien 1,32 Prozent, Frankreich 0,51 Prozent. Lediglich
Griechenland ist keinen Schritt weiter. Was gerettet werden konnte, wurde gerettet!