Korruptionsüberwachung
Bilfinger womöglich länger unter US-Aufsicht - Bestechung in internationalen Geschäften
Der Mannheimer Industrie- und Kraftwerksdienstleister Bilfinger muss womöglich länger unter Aufsicht des US-Justizministeriums bleiben. Das sagte der Züricher Rechtsanwalt Mark Livschitz, der im Auftrag des US-Justizministeriums die Compliance-Regeln von Bilfinger verbessern soll und den M-Dax-Konzern derzeit als sogenannter Compliance-Monitor überwacht. „Wenn das von der Sache her geboten ist, ist das eine Option,“ sagte Livschitz, gegenüber der WirtschaftsWoche. Nach dem bisherigen Zeitplan war ein Ende der Überwachung im Februar 2016 vorgesehen.
Die Entscheidung ob die Compliance-Aufsicht verlängert wird, hängt laut Livschitz nun davon ab, ob „die Zeit für eine zielführende Zusammenarbeit mit dem künftigen Bilfinger-Vorstandschef ausreicht“. In Frage steht das durch den Wechsel an der Spitze des angeschlagenen Dienstleistungskonzerns. Seit dem Abgang von Vorstandschef Roland Koch im Sommer 2014 lenkt Herbert Bodner übergangsweise den Konzern. Koch-Nachfolger Per Utnegaard vom Flughafendienstleister Swissport wird frühestens im Mai die Unternehmensleitung übernehmen. „Es ist für meine Aufgabe nicht optimal, dass der künftige Bilfinger-Vorstandschef voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte meiner Tätigkeit sein Amt bei Bilfinger übernimmt“, sagt Livschitz der WirtschaftsWoche. „Eine enge Zusammenarbeit des Vorstandschefs mit mir ist für die frühzeitige Zielerreichung des Monitor-Programms von großer Bedeutung.“
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Bilfinger ist - nach Siemens und Daimler - das dritte und aktuell einzige deutsche Unternehmen, das wegen Bestechung in internationalen Geschäften unter US-Aufsicht steht. Grund ist ein zwölf Jahre zurück liegender Korruptionsfall bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria, in den Bilfinger verwickelt war. Mit dem Vorgehen des Unternehmens bei der Aufklärung des im März bekannt gewordene neue Korruptionsfalls in Brasilien ist Livschitz offenbar zufrieden: „Bisher reagiert Bilfinger im Fall Brasilien genauso, wie ich mir das vorstelle.“