Steuergerechtigkeit
Einzelhandelsverband fordert Ende für Amazons Steuersparmodell
In den nächsten fünf Jahren werden wir ein massives Sterben von bis zu 50.000 Läden erleben, erklärte der Präsident des Deutschen Handelsverbandes (HDE), Josef Sanktjohanser, in einem Interview mit der „WirtschaftsWoche“. Dabei fordert er vor allem gleiche Spielregeln für den Online- und stationären Handel und ein Ende der Steuersparmodelle von ausländischen Handelsgiganten wie Amazon.
Dabei würden vor allem in strukturschwachen Gebieten viele Läden die Konkurrenz durch den Online-Handel und den demographischen Wandel nicht überleben. „Wir rechnen damit, dass in den kommenden fünf Jahren bis zu 50.000 Läden vom Markt verschwinden werden“, sagte Sanktjohanser im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt. „Das betrifft Tausende Arbeitsplätze vor allem in Geschäften in strukturschwachen Gebieten. Der Betrieb der Läden rechnet sich schon heute vielerorts nicht mehr, weil die Kundenfrequenz eingebrochen ist.“
Das liege aber nicht nur an der wachsenden Konkurrenz durch den Online-Handel, sondern auch an der „demografischen Entwicklung und der Abwanderung der Menschen in größere Städte“, sagte Sanktjohanser. „Vielen Klein- und Mittelstädten droht so die Verödung.“ Wenn das verhindert werden solle, müsse die Politik eingreifen.
Sanktjohanser fordert mehr staatliche Investitionen in die Innenstädte, um ihre Attraktivität zu steigern, Erleichterungen im Bau- und Steuerrecht sowie gleiche Spielregeln für Online- und stationären Handel. „Das fängt bei den Öffnungszeiten an und reicht bis zur Steuergesetzgebung. Nehmen Sie die Debatte um Amazon und Co. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass ein Konzern, der in Deutschland Milliardenumsätze erzielt, hierzulande keine Gewinn- und Gewerbesteuern zahlt“, kritisierte Sanktjohanser das Steuersparmodell von Amazon. "Das Thema Steuergerechtigkeit werden wir im Rahmen der Dialogplattform sicherlich ansprechen", so Sanktjohanser gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Am Dienstag startet die Initiative "Dialogplattform Einzelhandel" mit dem Bundeswirtschaftsministerium.
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