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    Euroland-Optimismus?  1702  0 Kommentare Chaotische Situation in Griechenland wird Normalität

    Die ökonomischen Daten machen wieder Mut für die Währungsunion. Letzte Woche zeigte die Industrieproduktion für Februar einen erfreulichen Anstieg, während sich die Inflation stabilisierte. Diese Woche dürften wichtige Stimmungsindikatoren wie die ZEW-Erwartungen, die Einkaufsmanagerindizes sowie das deutsche Konsumklima und der ifo-Index zeigen, dass der Aufschwung auch im 2. Quartal anhält.

    Entsprechend erhöhen die meisten Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) letzte Woche und zuvor Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Wachstumsprognosen. Und auch die am Kapitalmarkt eingepreisten Inflationserwartungen steigen wieder.

    Ist Euroland also wieder auf dem Weg zur Normalität? Ja, teilweise schon. Zumindest, wenn man akzeptiert, dass eine chaotische Situation in Griechenland zu dieser Normalität dazu gehört. Auf dem IWF-Treffen am Wochenende und dem Eurogruppen-Treffen am Freitag dieser Woche sollten eigentlich die Weichen für eine Auszahlung der nächsten Kredittranche an Griechenland gestellt werden. Von Verhandlungsfortschritten ist allerdings wenig zu hören. Dies liegt vor allem auch daran, dass die griechische Regierung keine glaubwürdigen Reformpläne vorlegt, die das Wachstumspotenzial und damit die Schuldentragfähigkeit Griechenlands erhöhen.

    Die Einschätzung, dass ein Staat seine Schulden zurückzahlen kann, ist allerdings eine zentrale Annahme für eine Kreditvergabe durch den IWF. Die Situation ist damit so zerfahren, dass wir die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion inzwischen auf 45% beziffern.

    Kurzfristig wäre allerdings zunächst einmal die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen wahrscheinlich, da die Kunden griechischer Banken ihre Einlagen zunehmend abziehen. Wenn gleichzeitig in Griechenland die Autokäufe hohe Zuwachsraten zeigen, ist dies also nicht ein Zeichen, dass die Konjunktur wieder brummt, sondern dass die Haushalte ihre Ersparnisse in Sicherheit bringen wollen. In diesem weiterhin sehr unsicheren institutionellen Umfeld war es daher richtig, dass EZB-Präsident Draghi auf der Pressekonferenz letzten Donnerstag, die Erwartungen gedämpft hat, dass das Anleihenankaufprogramm der EZB reduziert werden könnte.

    Zusätzlich basiert der Erfolg des Programms auch auf der Erwartung, dass die EZB ihre Käufe fortsetzt. Weder der Euro noch die Anleihenrenditen würden auf ihrem aktuell niedrigen Niveau bleiben, wenn die EZB sich bereits nach so kurzer Zeit wieder von den Märkten verabschieden würde oder signalisierte, dass sie über eine Verkleinerung des Programms nachdenkt. Bei gegebener Zeit kann sie das immer noch tun. Zuvor sind aber noch einige Klippen in der Ägäis zu umschiffen und auch die derzeit positiven Konjunkturindikatoren sollten noch durch harte Wachstumszahlen für das erste Halbjahr bestätigt werden.





    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Euroland-Optimismus? Chaotische Situation in Griechenland wird Normalität Die ökonomischen Daten machen wieder Mut für die Währungsunion. Ist Euroland also wieder auf dem Weg zur Normalität? Ja, teilweise schon. Zumindest, wenn man akzeptiert, dass eine chaotische Situation in Griechenland zur Normalität dazu gehört.

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