Aktien Europa
'Grexit'-Unsicherheit verschlechtert Anlegerstimmung
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die anhaltende Unsicherheit über einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone hat die Kauflaune an den wichtigsten europäischen Aktienbörsen zur Wochenmitte gedämpft. Kurz nach einer freundlichen Eröffnung fiel der EuroStoxx-50-Index am Mittwoch ins Minus. Am Vormittag stand er zuletzt 0,57 Prozent tiefer bei 3698,17 Punkten. In Paris verlor der CAC-40-Index 0,29 Prozent auf 5177,44 Zähler. Für den Londoner FTSE-100-Index ging es um 0,79 Prozent auf 7007,15 Punkte nach unten.
Die Staaten des Euroraums und die EZB haben den Druck auf Griechenland erhöht, gleichzeitig aber auch die Reformfrist de facto aufgehoben. Ursprünglich sollte Hellas bis Ende April eine umfassende Aufstellung seiner Reformpläne liefern. Die Euro-Länder machten aber klar, dass die bis 30. Juni blockierten Hilfsgelder von gut 7 Milliarden Euro ohne eine Verständigung auf die Reformliste nicht fließen werden. Ohne Einigung könnte die EZB den griechischen Geschäftsbanken auch den Zugang zu Notkrediten (ELA) erschweren.
Laut Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner sind die luftigen Kurshöhen - der EuroStoxx ist seit Anfang Januar immerhin um mehr als 20 Prozent gestiegen - immer schwerer zu verteidigen. Die bisher lockere Geldpolitik der EZB habe einfach zu viel Optimismus und Geld in die europäischen Finanzmärkte gepumpt. Von dieser Seite sei deshalb vorerst kein weiterer Kurstreiber zu erwarten, glaubt Lipkow.
In der europäischen Branchenübersicht zeigten sich Technologieaktien - wie bereits am Vortag - mit einem Plus von 1,06 Prozent an der Spitze. Schlusslicht im Sektortableau waren Öl- und Gas-Aktien , die zuletzt um 0,92 Prozent nachgaben.
Unter den Einzelwerten waren rasante Kursausschläge zu finden. Im EuroStoxx-50-Index lagen ASML mit einem Plus von fast 7 Prozent einsam an der Spitze. Der niederländische Halbleiter-Konzern hatte einen Großauftrag für EUV-Lithographiesysteme bekanntgegeben.
Die Papiere des Netzwerkausrüsters Nokia profitierten von Hochstufungen einiger Analystenhäuser und verteuerten sich um 2,60 Prozent. Die Titel von Essilor gewannen gut 2 Prozent, nachdem der Brillenglashersteller ein Umsatzplus von 25 Prozent für das erste Quartal gemeldet hatte.
Im Stoxx-50-Index standen Roche-Aktien mit einem Gewinn von 1,83 Prozent ganz oben. Der starke Schweizer Franken hat den Pharmakonzern nicht so stark getroffen wie befürchtet. Den Schweizern kam im ersten Quartal der ebenfalls hohe Dollarkurs zu Hilfe: Dieser beflügelte den Umsatz im wichtigen US-Markt und half Roche, auf Wachstumskurs zu bleiben. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern nun etwas weniger Gegenwind vom Schweizer Franken als noch zu Jahresbeginn.
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Den größten Sprung machten die Anteilsscheine von Volvo , die um 12 Prozent nach oben schnellten. Der neue Vorstandschef beim schwedischen Lkw-Hersteller kommt von der Spitze des Konkurrenten Scania und heißt Martin Lundstedt. Auch die jüngsten Geschäftszahlen kamen gut an. Im ersten Quartal fuhr Volvo weiter die Früchte seines Sparkurses ein und steigerte die Profitabilität. Von der Währungsseite gab es auch ordentlich Rückenwind - ohne den wäre der Umsatz gesunken./edh/das