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    Roundtable  2660  0 Kommentare Das Kompositgeschäft stellt sich neu auf

    Die Umweltschäden im Jahr 2014 beliefen sich in Milliardenhöhe, Tendenz steigend. Mein Geld hat Experten eingeladen, um darüber zu sprechen, wie Vermittler ihre Beratungsgespräche führen müssen und welche Produktpalette und Produktlösungen Versicherer anbeiten müssen. 
     
    Lesen Sie die Antworten von Florian Knackstedt – Leiter Zielgruppenmanagement Komposit Unternehmerkunden – Gothaer Allgemeine Versicherung AG, Ulrich Hoff – Bereichsleiter SHU Betrieb bei der Rhion Versicherung AG, Anton Dschida – Geschäftsführender Gesellschafter, MIDEMA GmbH, Rouven Maier – Key Account Manager, Barmenia Maklervertrieb und Martin Gräfer – Vorstandsvorsitzender der Komposittochter der Versicherungsgruppe die Bayerische. 
     
    Geht der Wettbewerbsdruck in der Branche nicht auf die Kosten von kleineren Maklern? 
     
    Florian Knackstedt: Der Kostendruck löst aktuell bereits bei vielen Versicherern zunehmend Aktivitäten zur „Digitalisierung“ aus. Digitialisierung bedeutet: TAA (Tarifierung- Angebot-Antrag) und Zusammenspiel/Datenaustausch mit den MVPS (Maklerverwaltungsprogrammsysteme) (auf BiPRO-Normierung). Wenn perspektivisch die Abwicklung der Versicherer „nur noch“ online im Segment (Klein-)KMU über die Plattform-Systeme der Versicherer möglich ist, wird der Markt für die Dienstleister (also „Vergleicher“, beispielsweise Softfair, Morgen&Morgen) äußerst attraktiv. Die Leistungen und Angebote der Versicherer zu vergleichen und abzuwickeln ist eine Entwicklung die wir im Privatkundensegment schon haben. 
     
    Die Kunden neigen immer mehr zum vorherigen Vergleich einer Leistung. Im Privatkundengeschäft beispielsweise durch CHECK24 schon Standard, gibt es im Segment Gewerbe zahlreiche Ansätze und auch schon erste Teilnehmer (beispielsweise Finanzchef24); die Kunden fordern immer mehr Transparenz und informieren sich auch immer intensiver. 
     
    ABER: Je nach Kostenmodell (beispielsweise Lizenzkosten) dieser Dienstleister werden sich gerade die kleinen Makler diese Lösungen nicht leisten können (auch das ist heute im PK schon so), somit werden sie zukünftig in einem immer schnelleren und kostenoptimierten Wettbewerb dann durchaus Nachteile haben, mit den „Großen“ mitzuhalten. 
     
    Die technische Unterstützung und Abwicklung schreitet mit großen Schritten voran, die Lösungen der Versicherer wird es sicherlich kostenfrei geben, die Kostenmodelle der Dienstleister werden meines Erachtens zu einer Bereinigung der Marktteilnehmer führen, da viele es sich einfach nicht leisten können.
     
    Wie groß ist die Konkurrenz für etablierte Anbieter gegenüber Rückversicherern und internationalen Anbietern?
     
    Ulrich Hoff: Die Rückversicherer spielen im klassischen Erstversicherungsmarkt keine aktive Rolle. 
     
    Internationale Großversicherer wie zum Beispiel AXA, Zurich, und Generali sind etablierte Marktteilnehmer, die schon auf Grund ihrer Größe und Marktpräsenz wesentliche Wettbewerber für die deutschen Gesellschaften darstellen. Andere internationale Anbieter, wie zum Beispiel Versicherer aus dem angloamerikanischen Raum, treten eher punktuell und vielfach ohne Nachhaltigkeit im deutschen Markt auf. Im gewerblichen Geschäft (nicht industriell) spielen sie keine Rolle.
     
    In den letzten 25 Jahren haben die wetterbedingten Großereignisse um ein Vielfaches zugenommen, was bedeutet das für den Versicherer und den Berater?
     
    Ulrich Hoff: Für den Versicherer sind Anpassungen seiner Tarife an den auch heute noch ständig steigenden Schadenbedarf, zumal auch die Rückversicherungskonditionen wegen des hohen Kumulrisikos in diesem Segment regelmäßig ansteigen, unumgänglich. Mit einer Entlastung ist auch in den kommenden Jahren nicht zu rechnen, da insbesondere die Wetterkapriolen eher zu- als abnehmen werden.
     
    Neben den klassischen Elementarrisiken unterstreicht gerade die Zunahme an Starkregenereignissen den Beratungsbedarf der Kunden. Zurzeit sind nur rund 35 Prozent aller Wohn- und Firmengebäude gegen Elementargefahren, jenseits von Sturm/Hagel, versichert. Hier verbinden sich Beratungsbedarf und Vertriebspotential.
     
    Gibt es einen Ausweg aus dem Deckungsnotstand?
     
    Anton Dschida: Gibt es einen Ausweg aus dem Deckungsnotstand?  Ja, eine Mischung, zunächst brauchen die meisten Marktteilnehmer mehr Mut zum Risiko und einen längeren Atem. Sicher braucht man ein ausreichend großes Portfolio dafür, das geht über Spezialisierung (Hagelversicherer, Kunstversicherer u.ä.) genauso wie über Zeichnungsgemeinschaften, Beteiligungen, Konsortien u.ä., wie es im großen Industriegeschäft Usus ist. Die Mannheimer zeichnet seit Jahrzehnten erfolgreich Juweliere, die Signal Iduna (VdK) Taxen und Mietwagen.
     
    Kann man zum heutigen Stand behaupten, dass die Kompositversicherungen noch eine Solidargemeinschaft sind? 
     
    Anton Dschida: Solidargemeinschaft Kompositversicherung: Ja, aber nur bei VVaG (Versicherungsvereinen), die nach dem Umlageprinzip arbeiten. Die AGs arbeiten schon lange nach dem 1:1 Prinzip, das heißt, Prämie wird Schäden gegenüber gestellt. Ich spreche davon, dass heute jeder Vertrag sein eigenes „Profitcenter“ darstellt. Bei defizitären Verläufen wird der Vertrag saniert, sofern eine Aussicht auf Ertrag besteht, ansonsten wird er gekündigt. Die Sanierung besteht aus 2 Ansätzen: Prämie und Selbstbehalt, das Ganze kann zeitlich befristet werden. So entfernt sich ein Bestand immer weiter von der  Tarifkalkulation und wird zunehmend inhomogen. Das wird aber nach derzeitiger Praxis die Zukunft in allen Kompositbeständen werden. 
     
    Warum gewinnt dieser Markt immer mehr an Tragweite, und sind Versicherer dementsprechend jetzt schon richtig aufgestellt? 
     
    Rouven Maier: Die Barmenia ist sehr gut aufgestellt: Sie bietet innovative Produkte für den privaten und gewerblichen Bereich. Im gewerblichen Bereich konzentriert sich die Barmenia auf klein- und mittelständische Betriebe. Exponierte Risiken wie industrielle Unternehmen gehören nicht zur Zielgruppe. 
     
    Die Zyklen der Produktentwicklung werden auch bei der Barmenia immer kürzer. Damit sind kurzfristig Produktanpassungen auf sich ändernde Bedarfssituationen möglich. 
     
    Die Barmenia hat sich bereits heute in den Sach-, Unfall-, Haftpflichtsparten und der neuen Gewerbeversicherung vollständig auf die Anforderungen der Digitalisierung eingestellt. Durch einen elektronischen Vertragsabschlussprozess mit integrierter Risikoprüfung erfolgt der Vertragsabschluss direkt am Point of Sale! Der Kunde erhält seinen Versicherungsschein sofort nach Vertragsabschluss per E-Mail. Das heißt, für die Kunden gibt es keinerlei Wartezeit mehr für eine Prüfung des Risikos und für eine Dokumentation des Vertrages. Und falls Kunden die Vertragsunterlagen in Papierform erhalten möchten, ist auch das möglich. Der Vermittler 
    wiederum hat Zugriff auf den gesamten elektronischen Schriftverkehr.
     
    Welche Probleme treten beim Leistungsfall am häufigsten auf? 
     
    Rouven Maier: Aus den vielfältigen Sparten der Kompositversicherungen kann beispielhaft das Thema „grobe Fahrlässigkeit“ herausgegriffen werden. 
     
    Insbesondere bei der Schadenbearbeitung und dem Leistungsverständnis der Kunden stößt die im Versicherungsvertragsgesetz vorgesehene Kürzung der Entschädigung bei einem grob fahrlässig herbeigeführten Versicherungsfall auf Unverständnis. 
     
    Die Barmenia geht – wie einige andere Versicherer – den Weg, auf eine Leistungskürzung ganz oder teilweise zu verzichten. 
     
    In der Privathaftpflichtversicherung geht die Barmenia den nächsten konsequenten Schritt in der Produktgestaltung. Um Deckungslücken zu vermeiden bietet die Barmenia mit ihren Produkten einen sehr umfangreichen Versicherungsschutz. So garantiert die Barmenia in ihrer neuen Privathaftpflichtversicherung (PHV) „Premium-Schutz“, für einen Schaden, der über die eigenen Bedingungen nicht versichert ist, auch dann zu leisten, wenn irgendein anderer PHV-Versicherer in Deutschland leisten würde! Dabei gibt es allerdings Einschränkungen. So bleiben zum Beispiel Vorsatztaten ausgeschlossen, und Schäden, für die lt. Gesetz keine Schadenersatzverpflichtung besteht.
     
    Die Versicherer versuchen, die Schadensquoten drastisch zu senken. Liegt es daran, dass seit Ausbruch der Schuldenkrise die sicheren Staatsanleihen nicht mehr genug Rendite abwerfen? 
     
    Martin Gräfer: In der Vergangenheit war es in der Tat so, dass negative Ergebnisse in der Versicherungstechnik durch positive Kapitalanlageergebnisse ausgeglichen wurden. Damit ist heute nicht mehr zu rechnen. Umso wichtiger ist es, mit dem eigentlichen Versicherungsgeschäft auch operativ positive Ergebnisse zu erzielen. Und insofern kommt sicher einer auskömmlichen Schadenquote eine besondere Bedeutung zu. Bei der Bayerischen im Übrigen erzielen wir auch im Jahr 2014 für alle Unternehmen des Konzerns eine teilweise deutlich über dem Markt liegende Nettoverzinsung. Das ist erfreulich und sicher auch ein Ergebnis einer konsequenten und auf Langfristigkeit angelegten Kapitalanlagestrategie. Aber auch wir haben das Ziel, versicherungstechnisch ausgeglichene Ergebnisse zu erzielen. 
     
    Ist die Konsequenz davon, dass Versicherer ihre Vertragsbedingungen und Preise kräftig erhöhen?
     
    Martin Gräfer: Kein Versicherer kann es sich auf Dauer leisten, mit seinem Geschäft dauerhaft rote Zahlen zu schreiben. Deswegen arbeiten alle Gesellschaften daran, den Versicherungsschutz an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen und auskömmliche Tarife zu erhalten. Die Bayerische setzt auf äußerst wettbewerbsfähige Bedingungen und das Baustein-Prinzip mit den Tarifvarianten Smart, Komfort und Prestige, je nach Etat und Risikoneigung der Kunden - und ganz nach unserem Leitmotto „Versichert nach dem Reinheitsgebot“. Insbesondere aber in der Gebäudeversicherung und bei der Vorsorge zu Elementarschäden ist sicher mit einer angemessenen Anpassung der Prämien im Markt zu rechnen. Aber das ist auch notwendig, um den hinter dem Versicherungsgeschäft liegenden Solidargegedanken auch auf Dauer zuverlässig anbieten zu können.
     
    Vielen Dank für das Gespräch. 
     




    Mein Geld
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