Schuldenschnitt für Griechenland
US-Ökonom Jeffrey Sachs - "Lasst die Griechen von der deutschen Geschichte profitieren"
Griechenland liegt wirtschaftlich am Boden, trotzdem beharren die Geldgeber auf ihren Forderungen. Ein Fehler, findet US-Ökonom Jeffrey Sachs und fordert: Lasst die Griechen von der deutschen Geschichte profitieren.
US-Ökonom Jeffrey Sachs verteidigt die griechische Regierung. Sie spreche lediglich die finanzielle Wahrheit aus, vor der sich die Geldgeber verschließen. „Jeder, der sich mit der griechischen Schulden-Arithmetik beschäftigt, und es sieht manchmal danach aus, als würde das in Berlin keiner machen, weiß, dass das Land seine Schulden niemals zurückzahlen kann“, schreibt der Sonderberater der Millennium Development Goals in einem Gastbeitrag für den „Guardian“. Darin nimmt er vor allem die Deutschen in die Pflicht.
„Einige Deutsche bestehen heute darauf, dass Schulden Schulden sind, und Griechenland seine Schulden komplett begleichen muss. Sie sollten es aufgrund ihrer eigenen Geschichte eigentlich besser wissen“, so Sachs mit Blick auf den Marshall-Plan sowie die Londoner Schuldenkonferenz 1953 an, bei der ein Schuldenschnitt für das Nachkriegsdeutschland erlassen wurde. Er appelliert an die Deutschen, sich daran zu erinnern. Die damalige Umschuldung habe eine zentrale Rolle bei der wirtschaftlichen Erholung und dem Aufbau demokratischer Strukturen gespielt.
Konstruktiver Schuldenschnitt oder politscher Crash mit unkalkulierbaren Folgen?
Die gleiche Chance sollte nun den Griechen gewährt werden, findet der US-Ökonom. Ein Schuldenerlass werde die wirtschaftlichen Probleme des Landes zwar nicht lösen können, aber er würde die Tür für eine Lösung öffnen.
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Die Entscheidung für oder gegen einen griechischen Schuldenschnitt hat für Sachs indes nichts mit der Frage zu tun, ob die Griechen ihn „verdienen“. „Die griechischen Politiker haben sich daneben benommen. Aber genauso die Deutschen, die Franzosen und die US-Banken. Und auch viele griechische Wirtschaftsbosse, die ihr Vermögen im Ausland versteckt haben, außer Reichweite der Steuerbehörden.“ In diesem Sinne gehe es nicht darum, ob Griechenland einen Schuldenerlass verdiene, sondern ob es ihn brauche. Für Sachs ist die Antwort darauf eindeutig: Die Euro-Zone steuere entweder auf eine konstruktive Umschuldungs-Vereinbarung zu oder auf einen politischen Crash mit möglichen Auswirkungen, die erheblich größer wären als Griechenland. Denn die Summe, um die es geht, so Sachs, „ist groß für Griechenland, aber sehr klein für Europa“.