checkAd

    Iran-Deal  2261  0 Kommentare „Strukturen des Öl-Marktes werden sich nicht ändern“ - Seite 2

    FundResearch: Dann ändert sich erst einmal gar nichts?

    Daniel Rauch: Zweifelsohne wird das Öl, das sich bisher auf Tankern oder Lagern befindet, den Weg an den Markt finden und den Ölpreis vorerst belasten. Die internationale Energieagentur berichtet beispielsweise von 17 Millionen Barrel, die auf diese Weise an den Markt gelangen könnten. Andere Quellen schätzen die Zahl sogar auf 30 Millionen Barrel. Es bestehen also große Unsicherheiten ob des kurzfristigen Angebots. 

    FundResearch: In welchem Rahmen wird sich der Ölpreis zukünftig bewegen?

    Daniel Rauch: Die Relation aus Angebot und Nachfrage spricht nicht für steigende Ölpreise. Auf dem aktuellen Niveau im Bereich von 50 US-Dollar scheint der Markt sein Gleichgewicht zu finden. Richtungsweisende Signale zur mittelfristigen Ölpreisentwicklung könnten sich auf der nächsten OPEC-Sitzung am 4. Dezember ergeben. Bis dahin wird man besser abschätzen können, welche Rolle die iranischen Ölexporte am Weltmarkt spielen werden. Die OPEC wird sich dann erneut mit der Frage konfrontiert sehen, wie bzw. ob ein weiterer Anstieg des OPEC-Angebots verhindert werden soll. 

    FundResearch: Wie sieht der Ölmarkt der Zukunft aus? Entwickeln wir uns von einem Monopol/Oligopol zu einem kompetitiven Markt, in welchem Preise durch Grenzkosten bestimmt werden?

    Daniel Rauch: An den bisherigen Strukturen sollte die Einigung mit dem Iran aus unserer Sicht nichts ändern. Die OPEC als prominentester Vertreter fördert beispielsweise geschätzte 31,4 Millionen Barrel pro Tag. So eine Vereinigung ist mächtig und lässt sich nicht so einfach abschaffen. Zudem sind die Kosten für die Förderung höchst unterschiedlich. So fördern die Vereinigten Arabischen Emirate das Öl beispielsweise zu einem Preis von ca. 20 US-Dollar pro Barrel, während Venezuela deutlich mehr als 100 US-Dollar pro Barrel aufweist. 

    FundResearch: Sollte der Ölpreis weiter sinken, bleibt Fracking in Amerika da noch rentabel?

    Daniel Rauch: Für Amerika ist nicht alleine der Ölpreis entscheidend: Obwohl dieser spürbar zurückgegangen ist, fördert Amerika deutlich mehr Öl als Mitte 2008, als der Ölpreis pro Barrel weit über 100 US-Dollar lag.

    Quelle: BP Statistical Review 2015

    In Amerika geht es auch beim Fracking um Unabhängigkeit – die Unabhängigkeit davon, Öl importieren zu müssen. Amerika wird sicher auch zukünftig, selbst bei anhaltend gedrücktem Preisniveau, ein bedeutender Ölproduzent bleiben.

    FundResearch: Bleiben wir bei den Auswirkungen der Öffnung des Iran auf internationale Märkte: Was bedeutet die Entwicklung für Russland?

    Daniel Rauch: Russland hat wie der Westen auch ein Interesse daran, die wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran zu intensivieren. Bisher standen vor allem Waffenlieferungen, wie die Lieferung des Raketenabwehrsystems S-300, im Vordergrund. Dies könnte zukünftig um eine zivile Komponente, wie z.B. Modernisierung von Öl-Förderanlagen, ergänzt werden.

    FundResearch: Wie wirkt sich die Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft aus?

    Daniel Rauch: Positiv. Dass ein niedriger Ölpreis konjunkturstimulierend wirkt, ist unbestritten. Und die Lockerung oder Abschaffung von Handelsbeschränkungen wirkt exportfördernd. Zahlreiche deutsche Unternehmen stehen bereit, um mit ihrem Know-How und mit ihren Technologien im Iran den Modernisierungsstau aufzuholen.

    FundResearch: Könnten die Konflikte im Nahen Osten zunehmen? Saudi Arabien ist selbst ein großer Ölexporteur …

    Daniel Rauch: Vielleicht setzt sogar eine entgegengesetzte Wirkung ein: Saudi Arabien verfolgt beim Öl ja ein ähnliches Ziel wie der Iran: Den Amerikanern möglichst wenig Marktanteil-Gewinne zu gönnen. Und wenn der Iran mit Öl auf den Markt kommt, muss Saudi Arabien künftig nicht mehr an der eigenen Kapazitätsgrenze produzieren. Was die Rentabilitätsrechnung für die Saudis sicher verbessert. 

    (TL)

    Seite 2 von 2



    Verfasst von 2Euro Advisor Services
    Iran-Deal „Strukturen des Öl-Marktes werden sich nicht ändern“ - Seite 2 FundResearch spricht mit LBBW-Rohstoffexperte Daniel Rauch über die Auswirkungen des Abkommens mit dem Iran und die Zukunft des Ölmarktes.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer