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    Eurokrise  3794  0 Kommentare Riskante Wette auf europäische Hilfsgelder - Hedgefonds erleiden Bruchlandung

    Hedgefonds witterten in Europa die ganz große Nummer. Ausgerechnet Hilfsgelder für pleitebedrohte Euro-Staaten sollten ihnen dabei helfen, den Coup zu landen. Doch am Ende blieb nur die Bruchlandung.

    Wo fließt eigentlich das ganze Geld hin, dass den kriselnden Euro-Patienten gewährt wurde und wird? Diese Frage brennt vielen unter den Nägeln. Ganz klar - in die Rettung der Banken, sagt der Eine (siehe hier). Und in die Rückzahlung fälliger Kreditraten, ergänzt der Zweite. Der Dritte meint: Ja, aber natürlich fließt ein Teil auch in Investitionsprogramme.

    Das dachten sich auch einige New Yorker Hedgefonds. Ihre Idee: Die Hilfsgelder würden garantiert dazu genutzt werden, um ins Straucheln geratene Investitionsprojekte am Leben zu erhalten. Immerhin war es in der Vergangenheit ein ums andere Mal der Fall, dass ein Euro-Land einem wichtigen Prestigeprojekt mit Rettungsgeldern unter die Arme griff. Also mussten die Hedgefonds lediglich ein geeignetes Investment finden und abwarten – die europäischen Hilfsgelder würden den Gewinn dann von ganz allein in ihre Kassen spülen.

    TP Ferro – Mit Hochgeschwindigkeit in die Pleite

    TP Ferro Concesionaria SA schien der perfekte Kandidat. Das Unternehmen ist in der Eisenbahn-Infrastruktur tätig. Genauer gesagt erhielt TP Ferro die Konzession für ein europäisches Prestigeobjekt: den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Spanien und Frankreich. Mit der 44km langen Strecke entlang der französischen Mittelmeerküste sollten Barcelona und Madrid an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden werden. Doch das Projekt stand unter keinem guten Stern. Zunächst gab es Verzögerungen mit der Inbetriebnahme. Obwohl die Strecke bereits 2009 fertig war, dauerte es weitere vier Jahre, ehe sie im Dezember 2013 ans Streckennetz angebunden wurde. „Bloomberg“ zufolge zahlte die spanische Regierung zwischen 2009 und 2012 rund 128 Millionen Euro an Hilfsgelder, um dem Projekt auf die Sprünge zu helfen. Doch auch nach der Eröffnung blieb es deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der erhoffte Fahrgast- und Frachtverkehrboom blieb aus, sodass TP Ferro immer mehr in die Krise schlidderte. Für Aktionäre entpuppte sich das Investment als Flopp. Für sie gilt seither, den Schaden in Grenzen zu halten und die Verluste zu minimieren.

    Hedgefonds wittern ihre Chance – und gehen baden

    Aber genau das rief schließlich die New Yorker Hedgefonds auf den Plan. Sie rechneten fest damit, dass die spanische Regierung abermals helfen würde. Also kaufte die Investorengruppe, darunter Avenue Capital Group, BlueMountain Capital Management und Neuberger Berman, im vergangenen Jahr einen Teil der 445 Millionen Euro schweren TP Ferro-Anleihen. Doch die Strategie der Hedgefonds ging gründlich schief.

    Die spanische Regierung machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Anders als die Jahre zuvor lehnte sie dieses Mal weitere Hilfsgelder an TP Ferro ab. Frankreich wollte ebenfalls nicht in die Presche springen, um den Konzessionär zu retten. Als dann auch noch Gespräche mit Gläubigern über eine mögliche Umschuldung ohne Ergebnis scheiterten, meldete TP Ferro am 17. Juli dieses Jahres schließlich Insolvenz an.

    Es droht der Totalausfall

    Ein herber Rückschlag für die Hedgefonds. Sie sollen Insidern zufolge damals bei einem Preis von 70 Cent je Euro Nominalwert eingestiegen sein. Heute, ein Jahr später, stehe der Kurs der Anleihen bei nur noch 50 Cent, heißt es.

    Und es könnte noch dicker kommen. Bisher stehen lediglich nicht realisierte Verluste zu Buche. Aber das Investment droht zur Bruchlandung zu werden. Nämlich dann, wenn TP Ferro vor Gericht keine Einigung mit den Gläubigern erzielen kann. In diesem Fall würde das Unternehmen liquidiert und seine Konzession als Streckenbetreiber erlischt, schreibt „Bloomberg“. Die Folge: TP Ferro hätte keine Vermögenswerte mehr.

    Die Optimisten unter den Hedgefondsmanagern glauben: Ach, die werden sich sicher irgendwie einigen. Aber: Ganze 92 Prozent der Unternehmen, die in Spanien Insolvenz anmelden, werden später liquidiert, so das bittere Ergebnis der Ratingfirma Axesor – Kein gutes Omen für die Hedgefonds. 




    wallstreetONLINE Redaktion
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