Anlegen in der Türkei
Warum sind türkische Vermögenswerte so günstig?
„Nach meiner dritten Türkei-Reise in diesem Jahr stellt sich mir vor allem eine Frage: Warum sind türkische Vermögenswerte so günstig?“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt und CIO bei der Saxo Bank.
In einer Welt der Niedrigzinsen und teurer Aktienbewertungen, böte die Türkei eine Vielzahl an Möglichkeiten. Doch alle internationalen Analysen, die sich mit der Türkei befassen, bezeichneten das politische Risiko als den Negativfaktor schlechthin und die Wahl am 1. November als einen kritischen Test für das Land. „Aber ist nicht eine Lektion aus der Wahl von 2015, dass die darauf bezogenen Risikoprämien zu hoch sind?“, sagt Jakobsen.
Die andere Lektion bestehe darin, dass amtierende Regierungen zwar tendenziell geschwächt würden, aber oftmals aufgrund mangelnder Alternativen im Amt blieben. „Mit anderen Worten: Meine Grundannahme, dass Politik praktisch keinen Einfluss auf eine Wirtschaft mit niedrigem Wachstum, Hoffnung und Inflation hat – und auch nicht haben sollte – hat sich bisher bestätigt“, sagt Jakobsen. Somit könne man nach der kommenden Wahl eine substantielle Stärkung des Handels erwarten.
Zudem werde sich im kommenden Jahr zeigen, wie sehr die Türkei bei Investitionen ins Schienennetz, Häfen und die Infrastruktur vom chinesischen Seidenstraßen-Programm profitiert. „Der Schlüssel für Fortschritt in der Türkei liegt in der Verbesserung externer Faktoren, im etwas schwächelnden US-Dollar und der Verzögerung der von den Emerging Markets gefürchteten US-Zinswende“, so Jakobsen.
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„Inländische Faktoren in der Türkei bleiben bis zum Jahresende unverändert oder werden etwas schlechter“, sagt Jakobsen. Basierend auf der Annahme, dass es keine neue Regierung und keine Reformen
geben wird, rechnet Jakobsen für die Türkei jedoch mit einem Wachstum von 4 Prozent für 2016. „Langfristig bin ich optimistisch, dass die Türkei wieder zur Champions League der Volkswirtschaften
stößt. Doch dafür muss sich das Land, wie auch im Sport, erst in Form bringen“, sagt Jakobsen abschließend.