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    PR-Gag oder Umweltschutz?  2760  0 Kommentare Greenpeace will Braunkohle-Kraftwerk kaufen - Doch bezahlen soll Verkäufer Vattenfall

    Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Aber trifft das auch auf die klimaschädliche Braunkohleförderung und die Umweltorganisation Greenpeace zu? Offenbar ja. Kaum zu glauben, aber wahr: Greenpeace will ein Kohlekraftwerk kaufen.

    Der schwedische Energiekonzern Vattenfall will sich schon länger von der Braunkohleförderung in der Lausitz trennen und sucht nach einem potenziellen Käufer. In einer ersten Stufe des europaweiten Verkaufsprozesses konnten Unternehmen bis Anfang des Monats ihr Interesse bekunden. Dabei staunte Vattenfall nicht schlecht. Unter den Interessenten fand sich nämlich ein Name, der eigentlich so überhaupt nicht zur Braunkohleförderung passen will: Greenpeace.

    Tatsächlich will die Umweltorganisation beim Verkaufsprozess für die Förderstätte mitbieten. „Wir werden eine ernsthafte Diskussion mit Vattenfall über den Kauf führen“, sagte Greenpeace-Managerin Annika Jacobson. Allerdings haben die Umweltaktivisten nicht vor, ernsthaft Braunkohle zu fördern. Im Gegenteil, mit einem möglichen Kauf wolle man sicherstellen, dass die Braunkohle im Boden bleibe, so Greenpeace. Das Konzept der Umweltschützer sieht vor, bis spätestens 2030 aus der Braunkohle-Verstromung auszusteigen. Dazu soll Lausitzer Braunkohle in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen. Geht es nach Greenpeace, liefert ausgerechnet Vattenfall selbst hierzu das nötige Startkapital. Denn die Umweltorganisation hat zwar vor, die Förderstätte zu kaufen. Dafür bezahlen will sie aber nicht.

    Kaufen, ja - Bezahlen, nein

    Vielmehr soll Vattenfall selbst zur Kasse gebeten werden. Weil die Kohle im Boden und die Anlagen nach einem Gutachten im Auftrag von Greenpeace bis 2030 einen Barwert von weniger als einer halbe Milliarde Euro haben, drücke dies „den Preis auf einen negativen Betrag von mehr als zwei Milliarden Euro minus“, teilte Greenpeace am Dienstag zunächst mit. Später war von minus 1,5 Milliarden Euro die Rede. Aus Sicht der Umweltorganisation müsse Vattenfall für diesen Betrag aufkommen. Nils Müller, Vorstand der deutschen Greenpeace Energie, bekräftigte: „Wir wollen kein Geld bezahlen, es ist es nicht wert.“

    Interesse an der Lausitzer Kohle haben neben Greenpeace auch zwei tschechische Unternehmen angemeldet: der Energieanbieter CEZ und die EPH-Gruppe, zu der auch die der Braunkohleförderer Mibrag mit Sitz in Zeitz in Sachsen-Anhalt gehört. Sie wollen die Kohlevorkommen weiter ausbeuten. Trotz der Konkurrenz hält sich Greenpeace nach eigenen Angaben bislang für „die einzig seriöse Partei in dem Verfahren“. Vattenfall wollte sich am Dienstag nicht zu den Vorgängen äußern.

    „Das nehmen wir nicht ernst“

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    In der zweiten Stufe des Kaufprozesses werden die Interessenten nun gesichtet zu näheren Angaben aufgefordert. Um weiter dabei zu sein, müssen die Interessanten nach dem europäischen Vergaberecht eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen und zum Beispiel eine nachhaltige Finanzierung nachweisen. Spätestens an dieser letzten Hürde könnte das Greenpeace-Interesse scheitern. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Vattenfall Europe Mining, Rüdiger Siebers, bezeichnete das Kaufinteresse der Umweltorganisation als „PR-Gag“. „Das nehmen wir nicht ernst“, sagte er gegenüber dpa-AFX. Der Verkaufsprozess werde sich zudem noch mindestens bis ins Jahr 2016 hinziehen.

    Der Energiekonzern Vattenfall gehört zu 100 Prozent dem schwedischen Staat. Er betreibt in Sachsen und Brandenburg fünf Kohlegruben und drei Kohle-Kraftwerke. Ein weiteres teilt sich das Unternehmen mit dem Energiekonzern EnBW am sächsischen Standort Lippendorf.

    Mit dpa-AFX



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