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Bilfinger 2015 mit Rekordverlust - Fragezeichen bei laufendem Umbau
MANNHEIM (dpa-AFX) - Der kriselnde Bau- und Industriedienstleister Bilfinger hält sich nach einem Rekordverlust beim Thema Konzernumbau bedeckt. Auch einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr wagte der erst seit vergangenem Sommer amtierende Konzernchef Per Utnegaard bei Vorlage der vorläufigen Jahreszahlen am Donnerstag nicht.
"Auch wenn wir im vergangenen Jahr bereits einige wichtige Themen voranbringen konnten, liegt ein anspruchsvolles Jahr 2016 vor uns", erklärte Utnegaard. Er werde die strategische Neuaufstellung des Konzerns weiter vorantreiben. Weitere Details will er bei Vorlage der vollständigen Bilanz am 16. März in Mannheim nennen.
Hohe Abschreibungen insbesondere in dem zum Verkauf gestellten Kraftwerksgeschäft sowie Kosten für den Konzernumbau sorgten 2015 für einen Verlust von 489 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor war der Konzern erstmals seit 1998 mit 71 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht.
Die Leistung des MDax-Konzerns erhöhte sich im vergangenen Jahr ohne das Geschäft rund um die zum Verkauf gestellte Kraftwerkssparte um 4 Prozent auf 6,48 Milliarden Euro. Auftragseingang und Auftragsbestand, die auf die künftige Entwicklung schließen lassen, legten jeweils zweistellig zu.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen sackte um 29 Prozent auf 186 Millionen Euro ab. Das war allerdings mehr als vom Konzern zuletzt angepeilt. Die Aktien büßten in einem sehr schwachen Markt um 1,21 Prozent ein und waren damit viertbester MDax-Wert.
Der Norweger Utnegaard krempelt Bilfinger um: Mitte Oktober hatte er eine Konzentration auf Industrie- und Immobiliendienste vor allem in Europa angekündigt. Zuvor hatte er bereits das Kraftwerksgeschäft, das Bilfinger 2015 tief nach unten gezogen hatte, zum Verkauf gestellt. Der eingeleitete Prozess verlaufe planmäßig, hieß es nun.
Das seit der Energiewende in Deutschland schwächelnde Sorgenkind kämpft mit Überkapazitäten und erheblichen Projektverlusten. 2015 sackte die Leistung um 11 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ab. Auch im Tagesgeschäft läuft es nicht rund. Grund ist die Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau.
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Im Januar folgte der nächste Paukenschlag: Der Konzern legte überraschend Kaufangebote für tragende Teile des Immobilien-Segments offen. Die Sparte galt bisher als ein Pfeiler der neuen zwei Säulen-Strategie, die Utnegaard eigentlich im Frühjahr vorstellen wollte. Dieses Geschäft ist derzeit die einzige Wachstumsquelle und profitabel. Die Leistung legte wegen der Euro-Schwäche und einem Zukauf in Großbritannien im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu. Dank der guten Nachfrage multinationaler Konzerne nach Gebäudediensten schnellte der Auftragseingang um 57 Prozent in die Höhe.
Der Konzern mit seinen gut 56 000 Mitarbeitern kämpft angesichts des Ölpreisverfalls weiter mit der Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen insbesondere im Öl- und Gasgeschäft.
Utnegaard gilt als Mann des aktiven schwedischen Investors Cevian, der rund 26 Prozent der Bilfinger-Aktien besitzt. Die Investmentfirma hatte 2014 den Rausschmiss von Roland Koch betrieben, den Vorstand erneuert und mit Eckhard Cordes den neuen Aufsichtsratschef etabliert./jha/fri/das