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    Börsen-Zeitung  315  0 Kommentare Yellens Signal, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Wie sich die Tonart von Notenbankern doch ändern
    kann. Und vor allem: Wie schnell sich diese Tonart ändern kann. Das
    dürften in der gerade abgelaufenen Woche nicht wenige Zinsanalysten,
    aber auch viele andere Marktteilnehmer gedacht haben, als sie die
    Ausführungen von Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank Federal
    Reserve, vernahmen. Yellen hat den Märkten ein klares Signal gegeben.
    Und es dürfte am Markt auch angekommen sein, denn die Reaktionen sind
    wohl eindeutig, und sie werden sich vor diesem Hintergrund wohl auch
    noch fortsetzen.

    Das darf man sich auf der Zunge zergehen lassen. Im Dezember
    schlägt eine auf internationaler Ebene nicht gerade unbedeutende
    Notenbank - nämlich die Fed - eine andere Gangart ein und erhöht
    erstmals seit rund einer Dekade wieder den Leitzins. Sie bereitet die
    Märkte darauf vor - monatelang - und liefert dann auch endlich jenen
    Zinsschritt. Im Urteil vieler Marktakteure kam dieser Schritt ohnehin
    schon viel zu spät. Den Märkten gibt sie damit natürlich auch ein
    klares Signal, nämlich dass nun die Zeit der ultratiefen Zinsen zwar
    noch nicht gleich ad acta gelegt werden sollte, aber sie gibt den
    Märkten die Richtung vor: Weiter herunter geht es nicht, ab jetzt
    geht es aufwärts. Und was geschieht nun? Die oberste
    US-Währungshüterin wird schon deutlich vorsichtiger, und von weiteren
    Anhebungen oder gar nur einem Stillhalten ist schon gar keine Rede
    mehr.

    Noch keine Zinssenkung

    Laut Fed-Chefin Yellen - das hat sie nun in Reden klargemacht -
    hat sich der Wirtschaftsausblick für die USA immer noch nicht so
    geändert, dass der nächste Schritt eine Zinssenkung wäre. Dem lässt
    sich eine sehr kurze Beurteilung des Sachverhalts anfügen: Ja, genau
    - noch nicht. Die US-Wirtschaftsdaten sind in der jüngeren
    Vergangenheit aber nicht mehr so positiv ausgefallen, dass man von
    einer robusten Verfassung der US-Konjunktur sprechen kann. Vielmehr
    waren negative Überraschungen an der Tagesordnung. Bestenfalls ließ
    sich noch mal von gemischten Daten sprechen. Die Daten geben per
    saldo aber die Richtung vor: Die US-Wirtschaft ist auf dem
    absteigenden Ast. Und bei guten Arbeitsmarktdaten ist immer zu
    berücksichtigen, dass sie für die Wirtschaft und damit auch für die
    Finanzmärkte zu den nachlaufenden Indikatoren zählen.

    Doch damit nicht genug, Yellen ging noch einen Schritt weiter, und
    diese Äußerung ließ dann sehr tief blicken. Auch für die US-Notenbank
    sind laut Yellen negative Zinsen kein Tabu. Hört, hört! Gerade einmal
    acht Wochen nach der Zinsanhebung und dem einhergehenden Signal
    seitens der Fed spricht Frau Yellen von negativen Zinsen. Bei solch
    einer 180-Grad-Drehung darf man wohl von einer deutlich veränderten
    Wirtschaftseinschätzung seitens der Verantwortlichen bei der Fed
    ausgehen.

    In ihrer Anhörung vor dem US-Senat schloss Yellen am Donnerstag
    nun also nicht mehr aus, dass die Fed auch zu diesem Mittel greifen
    könnte. "Ich würde dies nicht vom Tisch nehmen", sagte Yellen. Die
    Fed schaue sich das im Lichte der Erfahrungen in europäischen Ländern
    an. "Wir haben diese Bewertung noch nicht abgeschlossen", ergänzte
    die Fed-Chefin. Yellen fügte außerdem hinzu, dass man negative Zinsen
    bei der Notenbank schon einmal im Jahr 2010 erwogen habe, dann aber
    zu der Einschätzung gekommen sei, dass sie als Mittel der
    Wachstumsförderung nicht gut geeignet seien. Yellens Einschätzung von
    damals mag durchaus ihre Richtigkeit haben, wenn da nur nicht das
    "aber" wäre. Erstens: Heute könnte man zu einer durchaus anderen
    Einschätzung gekommen - nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen in
    anderen Ländern bzw. Währungsräumen. Zweitens: Es mag richtig sein,
    dass negative Zinsen kein gutes Mittel sind, um das Wachstum zu
    fördern, aber sie sind womöglich ein gutes Mittel, um die Inflation
    wieder auf Trab zu bringen. Und in den USA kann nicht gerade von
    besorgniserregend hohen Teuerungsraten gesprochen werden.

    Schnell im Minus

    Vielleicht entscheidet sich die Fed bei einem sich weiter
    eintrübenden Wirtschaftsausblick - die zunehmend prekäre Lage in der
    Industrie der Ölförderer lässt grüßen - und weiter verschlechtertem
    Inflationsausblick dann doch dafür, der heimischen Wirtschaft
    frühzeitig zur Seite zu springen und die Zinsen wieder zu senken. Und
    da es die Fed in der Vergangenheit versäumt hat, sich einen Puffer
    für Zinssenkungen im positiven Bereich aufzubauen, wird sie dann sehr
    schnell im negativen Bereich angekommen sein. Denn das wird mit
    gerade einmal zwei Zinssenkungen realisiert sein.

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