Madoff-Schneeballsystem
Das passiert nicht alle Tage - Pianistin gewinnt gegen Bank im Madoff-Fall
Sechs Jahre dauerte die Auseinandersetzung vor Gericht: Auf der einen Seite eine nicht näher benannte Konzertpianistin und auf der anderen Seite die Banque Internationale a Luxembourg SA. Ebenso hatte ein alter Bekannter seine Finger im Spiel: Bernhard Madoff mitsamt seinem Schneeballsystem.
In dieses hatte die Pianistin auf Anraten ihrer Luxemburger Bank investiert. 250.000 Euro sollten sich über die Jahre vermehren. So zumindest das Versprechen, das sowohl Madoff als auch die Bank machten. Doch daraus wurde nichts, wie wir mittlerweile wissen. Das Kartenhaus brach zusammen. Das Geld der Pianistin wie auch die Investitionen vieler namhafter Investoren hatte sich in Luft aufgelöst. In der Folge wurden viele Prozesse auf unterschiedlichen Kontinenten angestrebt. Der aktuelle und eher seltene Urteilsspruch wird wohl viele Geschädigte aufhorchen lassen.
Ein Luxemburger Berufungsgericht verurteilte die Banque Internationale a Luxembourg SA zur Erstattung der kompletten Investition samt Zinsen, die seit 2010 angefallen sind. Der Grund: ein erheblicher Beratungsfehler der Bank. Diese hätte ihre Kundin nicht auf die „offenkundig exorbitanten, außergewöhnlichen Risiken“ hingewiesen, zitiert die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ aus der Urteilsbegründung.
Die Bank könne sich nicht hinter der Signatur der Investorin verstecken, mit der diese ihr Geld der Bank anvertraut hatte. Das Beratungs- und Freigabedokument war für Investoren mit einem finanziellen Hintergrund verfasst, jedoch nicht für Konzertpianisten. Eine ihrem Finanzverständnis angemessene Beratung über die dem Investment innewohnenden Risiken sowie über alternative Investmentmöglichkeiten habe nicht stattgefunden, schreibt „Bloomberg“ weiter unter Berufung auf das Urteil.
Hintergrund: Der Madoff-Skandal
Der frühere Vorsitzende der US-Technologiebörse Nasdaq, Bernhard Madoff, bekannte sich im Jahr 2009 schuldig, ein Schneeballsystem mit den Investorengeldern betrieben zu haben. Mit diesem so genannten „Ponzi Scheme“ wurden alte Investoren mit neuen Geldern ausgezahlt. So lange frisches Geld in das System fließt, funktioniert der Betrug. Bleibt es weg, kracht das System in sich zusammen. Eigenen Angaben zufolge soll sich der Schaden auf rund 50 Milliarden US-Dollar belaufen. Die Zahl der Geschädigten wird mit 4.800 angegeben. Madoff sitzt derzeit eine Freiheitsstrafe von 150 Jahren ab.
Da die beiden Eheleute Ruth und Bernard Madoff hatten sich als Philanthropen präsentierten und zahlreiche Gelder für viele wohltätige und kulturelle Einrichtungen gespendet. Damit hatten sie
leichten Zugang zu wohltätige Stiftungen sowie Personen aus Kultur und Wissenschaft. Aufgrund dessen summierte sich letztlich die Schadensumme und auch der nachfolgende Schaden für die Kultur- und
Wissenschaftslandschaft.