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    Börsen-Zeitung: Ungeliebte Volatilität, Marktkommentar von Stefan

    Schaaf

    Frankfurt (ots) - Fast scheint es so, als könne man es den

    Devisenhändlern nicht recht machen. Es ist noch nicht lange her, da

    beklagten sie sich über die geringe Volatilität im Währungshandel.

    Inzwischen hat sich dies gewandelt, die Volatilität ist deutlich

    gestiegen, was an sich gut für das Geschäft ist, weil mehr gehandelt

    und folglich mehr verdient wird. Doch rechte Freude kommt bei den

    Marktteilnehmern darüber, dass es wieder mehr zu tun gibt, nicht auf.

    Denn der Anstieg der Volatilität am Währungsmarkt ist auch Ausdruck

    eines deutlichen Anstiegs von Risiken, die zum großen Teil politisch

    induziert sind und damit große Unsicherheit mit sich bringen.

    Im Sommer 2014 herrschte Ruhe an den Devisenmärkten, der von der

    Deutschen Bank berechnete Devisenvolatilitätsindex CVIX dümpelte bei

    5 Punkten herum, auf einem sehr niedrigen Niveau. Die großen

    makroökonomischen Trends jener Tage schienen eingepreist. Kurz zur

    Erinnerung: Starkes US-Wachstum und Erholung der Eurozone waren vor

    eineinhalb Jahren das Basisszenario.

    Die Lage hat sich seither grundlegend gewandelt, wie sich auch am

    CVIX zeigt. Er steht aktuell bei gut 11 Punkten und erreichte

    kürzlich mit über 12 Punkten sogar schon fast wieder Niveaus wie

    während der europäischen Staatsschuldenkrise in den Jahren 2011/2012.

    Allein seit Jahresbeginn schoss die mittels des Index berechnete

    Volatilität am Devisenmarkt um rund 17% in die Höhe. Wenn man

    bedenkt, dass Volatilität für viele Anleger eine wichtige

    Risikokennzahl ist - ob nun zu Recht oder nicht -, so wundert es

    nicht, dass seit Jahresbeginn eine deutliche Flucht aus Risikoassets

    zu beobachten war. Der Wertverlust des Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx

    50 von bislang rund 10% spricht Bände, zumal es an den US-Börsen auch

    nicht eben rosig aussieht.

    Auf der Suche nach dem Auslöser für die gestiegene Volatilität

    wird vielfach auf die Eintrübung des globalen Konjunkturklimas

    verwiesen, eine Rezession in den USA wurde ebenso eingepreist wie ein

    möglicher Crash der stark gehebelten chinesischen Volkswirtschaft.

    Nun, in den vergangenen Tagen wurden eine Reihe von

    US-Konjunkturdaten veröffentlicht, die unerwartet robust ausfielen

    und keine Rezession erwarten lassen. Überhaupt, die Crash-Ängste der

    vergangenen Wochen könnten sich als klassische irrationale

    Übertreibung herausstellen. Als Auslöser der Konjunktursorgen,

    Verluste am Aktienmarkt und der hohen Volatilität gilt der

    Ölpreisverfall. Hier zeigen sich die Grenzen eines auf historischen

    Korrelationen und technischen Faktoren basierenden Handels. Weil

    früher der Ölpreis in Rezessionen fiel, wurde der fallende Ölpreis

    als Signal für eine Eintrübung der Wirtschaft interpretiert. Dabei

    sah der Ölmarkt einen regelrechten Angebotsschock, zum einen, weil

    die hohen Preise vor einigen Jahren neue Spieler wie die

    US-Schieferölindustrie an den Markt brachten, jüngst aber auch mit

    dem Iran ein wichtiges Förderland seine Rückkehr an den Weltmarkt

    verkündete.

    Seit Jahresbeginn spiegelt sich die wachsende Nervosität unter

    Investoren vor allem in Kursgewinnen des Yen wider, der als der

    ultimative sichere Hafen unter den großen Währungen gilt. Der Dollar

    hat 5,6% an Wert eingebüßt, der Euro "nur" 4,9%, das britische Pfund

    im Zuge der Diskussion über einen EU-Austritt (Brexit) sogar 11%.

    Dass die Gemeinschaftswährung überhaupt gegenüber dem Yen abwertet,

    zeigt aber auch die Rückkehr politischer Risiken als

    Belastungsfaktor. Da der Euro auch eine Finanzierungswährung geworden

    ist, sollte er eigentlich von höherer Risikoaversion profitieren.

    Die höhere Volatilität ist offenbar auch Ausdruck der Rückkehr von

    politischen Risiken, die überwunden schienen oder durch die

    ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank überdeckt

    wurden. Marktteilnehmer beginnen sich zu fragen, ob Europa, wie wir

    es kennen und wie es Frieden und Wohlstand garantiert, in einigen

    Jahren noch bestehen wird. Wenn jeder Vorteile mitnehmen möchte, ohne

    Verantwortung zu übernehmen, so funktioniert die Wohngemeinschaft im

    Haus Europa nicht mehr.

    Die Zeit des Euro als Finanzierungswährung könnte also bald schon

    wieder vorbei sein. Stattdessen würde die Gemeinschaftswährung wieder

    wie in ihrer größten Krise 2012 als Risikoasset gehandelt. Nicht ganz

    unbeteiligt daran wären ausgerechnet die Euro-Phobiker von den

    Britischen Inseln. Je wahrscheinlicher ein Brexit wird, desto mehr

    dürfte Europa politisch und wirtschaftlich Probleme bekommen. Die

    Volatilität dürfte hoch bleiben, der Euro könnte bald stärker unter

    Druck geraten.

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