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     510  0 Kommentare EZB-Vize Constancio rechtfertigt Feuerwerk an geldpolitischen Maßnahmen

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Vitor Constancio, hat am Freitag in einem ungewöhnlichen Schritt die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen verteidigt. Nur einen Tag, nachdem die EZB überraschend ein Bündel an Maßnahmen gegen die schleppende Konjunktur und eine zu schwache Inflation beschlossen hatte, ging Constancio in die Offensive. Wenn nicht die Geldpolitik im Kampf für mehr Wachstum und gegen eine zu hohe Arbeitslosigkeit hilft, "was dann?", fragte der Währungshüter in einem auf der Internetseite der EZB veröffentlichten Artikel mit der Überschrift: "Zur Verteidigung der Geldpolitik".

    In der öffentlichen Diskussion werde die Schlussfolgerung gezogen, dass die Geldpolitik kaum Wirkung zeige, weil die Inflation trotz zahlreicher Maßnahmen nach wie vor sehr schwach sei, so Constancio. Dabei werde aber vergessen, dass die Preisentwicklung ohne die Maßnahmen der EZB noch viel schwächer wäre. Er bezieht sich auf Projektionen von EZB-Volkswirten. Demnach wäre die Inflation im vergangenen und in diesem Jahr ohne EZB-Maßnahmen deutlich im negativen Bereich.

    Zuletzt war die Inflation in der Eurozone im Februar in den negativen Bereich gerutscht und lag bei minus 0,2 Prozent. Als Ursache für die ungewöhnlich schwache Teuerung gilt der starke Rückgang der Ölpreise in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Auch Constancio verwies nochmal darauf, dass die Preisentwicklung durch den überraschenden Einbruch der Ölpreise in der Zeit von September bis Dezember zu erklären sei.

    In der öffentlichen Debatte werden außerdem immer wieder Strukturreformen im Kampf gegen die schwache Konjunktur gefordert, so Constancio. Diese dürften kurzfristig aber eher zu sinkenden Löhnen und die Preise weiter drücken. Seiner Einschätzung bringen Strukturreformen nur langfristig die gewünschten Effekte. Dagegen sei es sehr schwer aufzuzeigen, wie Struktureformen bereits in den kommenden zwei Jahren nennenswertes Wachstum erzeugen können, verteidigte Constancio das aggressive Vorgehen der EZB.

    In einer Einschätzung bezeichneten Experten der Bank JPMorgan die Vorgehensweise von Constancio als einen "ungewöhnlichen Schritt". Sie konnten sich nicht erinnern, dass ein Vertreter der EZB so schnell nach einer Zinsentscheidung eine Stellungnahme abgegeben hätte. Unter Volkswirten werden die jüngsten Beschlüsse der Notenbank überwiegend kritisch gesehen./jkr/jsl





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