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     2332  0 Kommentare Norwegen - Sind die fetten Jahre vorbei?

    Norwegen ist ein Land, in dem das Erdöl sprudelt und somit jede Menge Geld in die Kassen des Staates spült. Der norwegische Staatsfonds gilt als größter der Welt. Das skandinavische Land ist unter die wohlhabendsten Länder der Welt aufgestiegen, sodass auch die breite Bevölkerung zu neuem Wohlstand gekommen ist. Doch der Absturz des Erdölpreises in den letzten Monaten hat inzwischen deutlich vor Augen geführt, wie schnell und unerwartet sich die Lage ändern kann. Sind die fetten Jahre jetzt vorbei?

    In dem fünf Millionen Einwohner zählendem Land macht die Rohstoffindustrie etwa 20 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Mehr als 200.000 Arbeitsplätze hängen an der Branche. Der Ölpreisabsturz der letzten Monate hat vieles verändert. Während sich etwa Autofahrer über billiges Benzin freuen, ist die Krise der Branche für zahlreichende norwegische Arbeiter existenzbedrohend. Denn nicht nur die Ölindustrie direkt ist betroffen - auch Zuliefer kämpfen ums Überleben. Von den Bohrinseln über die Maschinenhersteller bis hin zu den Hotels und Restaurants bekommen alle die Krise zu spüren.

    Wenn Norwegen erfolgreich bleiben möchte, braucht das Land gewissermaßen ein neues Geschäftsmodell - es sei denn der Ölpreis steigt wieder nachhaltig über die 100 USD-Marke je Barrel. Dabei haben die Skandinavier im Unterschied zu manch anderen Ölstaaten wie Venezuela oder Nigeria, bei der Verwaltung der immensen Öleinnahmen vieles richtig gemacht. Seit 1996 fließen die direkten Einnahmen des Staates aus der Erdöl- und Gasförderung praktisch aussschließlich in einen Staatsfonds. Auf diese Weise ist bisher ein Polster von beeindruckenden 900 Mrd. $ zusammengekommen, welches für den Wohlstand in der Zeit "nach dem Öl" aufbewahrt werden soll. Mit dem Fonds im Rücken, der als Größter seiner Art gilt und in Firmen auf der ganzen Welt investiert, müssen die Nordeuropäer wohl auch auf längere Sicht nicht um ihren Wohlstand fürchten, dennoch sollte die zukünftige wirtschaftliche Ausrichtung wohl überlegt sein.

    Norwegen muss versuchen andere Branchen auszubauen und nachaltig zu stärken. Die Fischzucht hat beispielsweise enormes Potential. So ist das norwegische Unternehmen Marine Harvest in den letzten Jahren zum Weltmarktführer in Sachen Lachszucht aufgestiegen. Darüber hinaus profitieren exportorientierte Unternehmen von der Abwertung der norwegischen Krone. Zudem ist es für viele Branchen plötzlich einfacher, Arbeiter und Ingenieure zu finden, weil die einst so attraktive Ölindustrie nicht mehr mit ihren hohen Gehältern lockt. An Möglichkeiten außerhalb des Erdöl- und Erdgassektors fehlt es nicht. Große Projekte für Wasser- und Windkraft samt Tiefseekabeln nach Großbritanien und Deutschland oder auch ein Pilotprojekt von Norsk Hydro für die Produktion von Aluminium auf einer neuen, deutlich umweltfreundlicheren Basis bieten viel Potential.

    Auch für Investoren bietet Norwegen interessante Möglichkeiten. Die Aktienkurse von Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche könnten mittelfristig wieder deutlich anziehen. Vor allem aber könnten exportorientierte Unternehmen dank günstigen "Kronen" mittelfristig ein besonders lukratives Investment sein.

     




    Guido vom Schemm
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    Guido vom Schemm ist geschäftsführender Gesellschafter der GVS Financial Solutions GmbH. Der studierte Betriebswirt blickt auf eine langjährige Berufserfahrung (seit 2000) in der Finanzindustrie zurück. Unter anderem als Aktienanalyst bei der Cominvest / Cominvest Asia und als Vorstandassistent sowie mehrere Jahre als leitender Direktor einer großen Wertpapierspezialisteneinheit der Commerzbank AG. Weitere Informationen unter www.gvs-fs.de
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    Verfasst von Guido vom Schemm
    Norwegen - Sind die fetten Jahre vorbei? Norwegen ist ein Land, in dem das Erdöl sprudelt und somit jede Menge Geld in die Kassen des Staates spült. Der norwegische Staatsfonds gilt als größter der Welt. Das skandinavische Land ist unter die wohlhabendsten Länder der Welt …